Über das Internet können schnell und unkompliziert Nachrichten verbreitet werden. Manche Quellen sollten auf ihre Seriösität überprüft werden.

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Es ist ein zweischneidiges Schwert: Das Internet bietet die Freiheit, Informationen schnell und unkompliziert selbst zu verbreiten. Angesichts der unendlichen Möglichkeiten haben Nutzer die Qual der Wahl und müssen aus der Informationsflut selektieren. Tendenziell wählen sie dabei digitale Inhalte aus, die den eigenen Standpunkt bekräftigen. Diese "Filterblase" verstärkt sich, indem Suchmaschinen oder soziale Medien wie Facebook mit Algorithmen arbeiten, die nach persönlichen Vorlieben entscheiden, welche Informationen dem Nutzer angezeigt werden – andere bleiben ausgeblendet, solange sie nicht händisch selbst angeklickt werden.

Gerade bei Facebook-Nutzern zeigt sich, dass vornehmlich Meldungen von Medien geteilt werden, die der eigenen Meinung entsprechen. Das sehen auch italienische und US-amerikanische Forscher der Studie "Anatomy of news consumption on Facebook" skeptisch:

"Debatten, insbesondere über soziale Themen, basieren meist auf miteinander in Konflikt stehenden Sichtweisen. Das Hauptproblem für Fehlinformationen ist vielleicht die Polarisierung unter den Online-Nutzern."

Wissenschaftler der Universitäten Oxford und Stanford haben außerdem in Kooperation mit der Forschungsabteilung von Microsoft das Surfverhalten von 50.000 Personen beobachtet. Sie analysierten, welche Nachrichtenseiten die Probanden besuchten und ob es eine Segregation der Mediennutzung sortiert nach politischen Einstellungen gab. Spitzenreiter beim Anbieten personalisierter Inhalte sind die Suchmaschinen. Eine Segregation ist allgemein deutlich höher bei jenen, die soziale Netzwerke nutzen verglichen mit dem direkten Zugriff auf Nachrichtenseiten. Besonders auffallend an der Studie ist jedoch, dass zwar 1,2 Millionen Nutzer grundsätzlich dem Analysieren ihrer Daten zugestimmt haben, jedoch nur 50.000 tatsächlich ausgewertet wurden, weil nur diese das Kriterium "aktiver Nachrichtenkonsum" überhaupt erfüllten.

Fragwürdige Inhalte schnell verbreitet

Neben einer Palette an seriösen Informationen bietet das Internet darüberhinaus auch diverse Quellen, die eher mit Verschwörungstheorien und Unwahrheiten als seriösen Inhalten punkten. Die sogenannten "alternativen Medien" verzerren Fakten und haben den "etablierten Medien" den Kampf angesagt. Sie sprechen von einem "Informationskrieg", machen sich gegen "Manipulation" stark und behaupten, die"wahren Informationen" zu vermitteln. Ein Ex-Mitarbeiter der Plattform "Klagemauer.tv" gibt in einem Interview mit dem Medienmagazin "ZAPP" Einblicke in die tägliche Arbeit:

"Es wird alles zusammengemischt: Halbwahrheiten, Halbwissen, Verschwörungstheorien. Der Zuschauer erkennt nicht mehr, was stimmt und was kompletter Schwachsinn ist. Wenn Fake News die gewollte Verzerrung von Tatsachen sind, dann kann man das schon als Fake News bezeichnen."

Seriöse Quellen, erzählt der Aussteiger, hätten einen nicht zu interessieren, die Inhalte für die Beiträge setzten sich aus "Blogs oder Seiten aus dem rechtspopulistischen, verschwörungstheoretischen Raum" zusammen. Inhaltlich wird bei Klagemauer.tv der von Menschen gemachte Klimawandel genauso angezweifelt wie die Existenz von HIV. Für die aktuelle Migrationssituation seien die USA verantwortlich, die mit Unterstützung der "Finanzoligarchie" Regie bei der "Völkerwanderung" führten. Klagemauer.tv wird vom Schweizer Ivo Sasek betrieben, der "Bewusstseinsumprogrammierung bewusst betreiben" will.

Abseits der aktuellen politischen Situationen sind besonders medizinische Themen im Fokus der "alternativen" Medien. Und gerade hier ist es wichtig, die Quellen kritisch zu hinterfragen. Die Webseite "Zentrum der Gesundheit" etwa wird regelmäßig in den Foren von derStandard.at verlinkt. Sie wirkt auf den ersten Blick wie eine seriöse Plattform, doch das trügt. Dem Impressum zu entnehmen ist, dass hinter dem vermeintlichen Gesundheitsportal die Firma "Neosmarkt Consulting AG" steckt, die Internetshops vermietet. Das erklärt, weswegen neben und in den Beiträgen direkt auf Produkte aus dem Shop, wie etwa Nahrungsergänzungsmittel, verlinkt wird. Texte über die "AIDS – HIV – Lügen" oder "HPV-Impfung in der Propagandamaschinerie" zeigen, dass die Seite keine vertrauenswürdige Quelle darstellt, mit klassischen verschwörungstheoretischen Elementen arbeitet und klar meinungs- und profitorientiert agiert.

"Alternative Fakten" gibt es nicht

Das Internet erfordert von jedem einzelnen Nutzer ein genaueres Hinschauen und Analysieren der Quelle. Wer viel surft und einen kritischen Blick hat, liest meist das Impressum, um die Webseite einordnen zu können. Ist dieses ordentlich angegeben? Welche Namen scheinen auf, sind diese Namen bekannt? Jede Webseite ist gesetzlich verpflichtet, Name oder Firma sowie Anschrift des Medieninhabers und des Herausgebers anzugeben. Wie steht es um den Inhalt? Werden Aussagen belegt und welche Sprache wird verwendet?

Alternative Medien arbeiten gerne mit inflationär genutzten Begriffen wie "Fake-News" und "alternative Fakten". Begriffe wie "Fake-News" können aber vieles ausdrücken – es steht für Gerüchte, Inhalte von "alternativen" Medien, aber genauso für Nachrichten, die nicht dem eigenen Weltbild entsprechen und mit dieser Bezeichnung als unwahr klassifiziert werden. Was "alternative Fakten" angeht, liegt der Widerspruch allein sprachlich auf der Hand. Ingrid Brodnig formulierte es in ihrem aktuellen Buch sehr treffend:

"Das Wesensmerkmal von Fakten ist deren unmissverständliche Überprüfbarkeit – ansonsten wären es keine Fakten, sondern nicht belegbare Behauptungen."

Um sicherzugehen, dass die Informationen faktenbasiert und vertrauenswürdig sind ist ein Vergleich mit anderen Quellen empfehlenswert. Wie berichten andere Webseiten über das gleiche Thema? Letztlich ist es für die Nutzer sinnvoll, nach dem journalistischen Motto vorzugehen: "Check, re-check, double-check". Das inkludiert auch, nicht ausschließlich digital nach Informationen zu suchen, sondern auch über die Kanäle TV, Radio oder Print.

Welche Quellen nutzen Sie?

Die Foren auf derStandard.at bieten viel Platz für Diskussionen. Als Leser und aktiver Poster setzt man sich damit mit verschiedenen Standpunkten auseinander. Häufig werden auch Links gepostet, die die eigene Meinung verdeutlichen oder ergänzen sollen. Nach welchen Kriterien posten Sie Links auf andere Quellen? Wie reagieren Sie auf andere gepostete Quellen – prüfen Sie diese nach seriösen Inhalten und lesen Sie das Impressum? Kommentieren Sie unseriöse Links, die gepostet werden? (Sophie Niedenzu, 4.7.2017)