Den Haag – Im Streit um die Auslieferung dreier serbischer Beschuldigten hat der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) den Druck erhöht: Das Gericht forderte die internationale Polizeiorganisation Interpol am Dienstag auf, sogenannte Rote Notizen zur Festnahme und Auslieferung der Beschuldigten im Zusammenhang mit dem serbischen Ultranationalisten Vojislav Seselj auszustellen.

Richter Alphons Orie warf Serbien vor, weiter nicht zu kooperieren. Das Gericht mit Sitz in Den Haag hatte bereits im Jänner 2015 wegen des Vorwurfs der Zeugenbeeinflussung Haftbefehle gegen zwei Anwälte von Seselj, Petar Jojic und Vjerica Radeta, sowie einen Vertrauten des Ultranationalisten, Jovo Ostojic, erlassen. Den Beschuldigten wird vorgeworfen, zwei Zeugen bedroht und eingeschüchtert sowie versucht zu haben, sie zu bestechen. Dabei geht es unter anderem um erzwungene Aussagen im Prozess gegen Seselj.

Der Ultranationalist war in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen angeklagt, wurde aber im März 2016 überraschend aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Seselj wurden Verbrechen zur Zeit der Balkankriege Anfang der 90er-Jahre vorgeworfen. Er wurde unter anderem beschuldigt, zwischen 1991 und 1993 zusammen mit dem mittlerweile verstorbenen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic an einem kriminellen Unternehmen zur Realisierung eines Projekts "Großserbien" teilgenommen zu haben. Dabei wurden Mitglieder der kroatischen, muslimischen und anderer nicht-serbischer Volksgruppen vertrieben, vergewaltigt und ermordet. (APA, 14.2.2017)