Wien – Ob Pflanzen, Tiere, Pilze oder Mikroben – weltweit sind immer mehr von Menschen verschleppte Lebewesen außerhalb ihrer ursprünglichen Verbreitungsgebiete zu finden. Wie ein internationales Forscherteam um Franz Essl (Universität Wien) in "Nature Communications" berichtet, nimmt die Rate an neu beobachteten biologischen Einwanderern seit Jahrzehnten kontinuierlich zu – ein Ende des Trends sei nicht in Sicht.

Für ihre Studie erstellten Essl und Kollegen eine Datenbank mit 45.813 Erstfunden von 16.926 Arten in Gebieten, in denen sie zuvor nicht anzutreffen waren, und untersuchten die zeitliche Entwicklung der Verbreitungen seit dem 15. Jahrhundert. Für alle Organismengruppen auf allen Kontinenten stieg die Anzahl gebietsfremder Arten seitdem stetig an.

Eineinhalb Neuzählungen täglich

Mehr als ein Drittel der Einwanderungen wurde erst in den vergangenen vier Jahrzehnten beobachtet. Derzeit würden weltweit im Schnitt eineinhalb neue Bioinvasoren pro Tag entdeckt. Rückläufig sei die Entwicklung lediglich bei Säugetieren und Fischen, so Essl. Sie seien früher gezielt in neuen Lebensräumen verbreitet worden, was heute durch ein Umdenken und gesetzliche Regelungen immer seltener geschehe. Die meisten anderen Spezies verbreitet der Mensch jedoch unabsichtlich, vor allem durch den intensiven globalen Handel.

Die Invasion gebietsfremder Arten bliebe nicht ohne ökologische Konsequenzen, so die Wissenschafter. Heimische Arten würden verdrängt, ihre natürlichen Lebensräume verändert. Essl: "Unsere Studie zeigt, dass es wichtig wäre, die problematischen Arten und häufigen Einfuhrpfade zu identifizieren".

Dass die Einwanderung nicht nur negativ sein muss, zeigt sich etwa am Himalaja-Springkraut, das heute auch in Österreich üppig gedeiht. Kurzfristig macht das Gewächs heimischen Pflanzen zwar zu schaffen, verdrängt sie jedoch nicht. Für Bienen und Hummeln ist die nektarreiche Pflanze eine Bereicherung. (APA, red, 16.2.2017)