Übungen in Rockstilkunde: Jay Buchanan (li.) und Scott Holiday von Rival Sons 2016 während eines Konzerts im Madison Square Garden.

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Wien – Seit 2008 hat die altmodisch neue Version des (ohnehin regelmäßig ausgerufenen) Blues-Revivals einen neuen Namen: Rival Sons. Sänger Jay Buchanan, Gitarrist Scott Holiday, Bassist Dave Beste und Schlagzeuger Mike Miley sind die Archäologen handgemachter Rockmusik und der Illusion von Authentizität.

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Was die vier bärtigen Buben so ausgraben, hatte ja zuletzt in diversen Kontexten – etwa auch in der von Punk geprägten Musikkultur – immer wieder Konjunktur. Gitarrenriffs aus dem Fundus des Spätsechziger- und Frühsiebziger-Hardrocks, selbstironisches Posen mit der Hand an der (dicken?) Hose, die röhrende Oh-yeah-Stimme zwischen Robert Plant, Ian Astbury und Dan McCafferty, Bottleneck-Einlagen mit lässigem Groove, zwischen den Krachern die obligaten und bevorzugt düsteren Akustikballaden, gern auch einmal Songs, die in locker-psychedelische Jams münden, immer aber voller Soul.

Eben doch modern

Auf bisher fünf Studioalben haben die Rival Sons ihre Retro-Wurzelforschung in Form der Hommage an Bands wie Led Zeppelin, The Yardbirds, den frühen Fleetwood Mac und ZZ Top, Free, Nazareth, Humble Pie, Bad Company, The Cult oder die Black Crowes bisher gebannt: Before The Fire (2009), Pressure & Time (2011), Head Down (2012), Great Western Valkyrie (2014) und zuletzt Hollow Bones (2016) schaffen eine Auffrischung des warmen, analogen Sounds der 1960er und 1970er, es sind Übungen in Rockstilkunde, die alle Stückeln spielen.

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Aber eigentlich sind die Rival Sons dann doch eine Spur moderner als das klingt. So erinnern Songs wie Tied Up oder Pretty Face auch an die Black Keys. Bei der Österreich-Tour 2012 sang Buchanan die Zeilen "I can't help about the shape I'm in. I can't sing, I ain't pretty and my legs are thin" aus dem alten Fleetwood-Mac-Hadern Oh Well. Was davon stimmen könnte, lässt sich heute in der Ottakringer Brauerei überprüfen. Live noch mit dabei: Keyboarder und Perkussionist Todd Ögren-Brooks. (Gerhard Dorfi, 16.2.2017)