Fährt und schießt sich zum ersten WM-Titel für die USA: Lowell Bailey.

Foto: APA/Gindl

Der Jubel im Ziel.

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Hochfilzen – Lowell Bailey hatte nach physisch wie psychisch brutal aufwendigen 20 Kilometern noch die Kraft zu schreien, zu schreien und wieder zu schreien. Die Freude musste einfach raus, die Freude über den allerersten Sieg des 35-jährigen aus Lake Placid, der schon 2002 sein Debüt im Weltcup gegeben hatte. Bailey hat ihn im Einzelrennen der WM in Hochfilzen geholt, er ist der erste Champion des bewaffneten Langlaufs, der aus den USA stammt.

Es hätte nicht viel gefehlt, und der Bisonfarmer wäre gar nicht erst im Pillerseetal aufgetaucht. Denn Lowell Bailey wollte seine Karriere im vergangenen Sommer eigentlich beenden. Schon 2004 glaubte er, im Biathlon nie das Level erreichen zu können, das ihm vorschwebte, er lief eine Zeit lang ohne Kleinkalibergewehr, versuchte sich also als Langläufer, kehrte dann aber zurück zur schwierigen Kombination aus Laufen und Schießen.

20 Schüsse, 20 Volltreffer

Am Schießstand holte sich der Absolvent der Uni Vermont, der semiprofessionell Gitarre und Mandoline spielt, sein Gold – 20 Schüsse, 20 Volltreffer –, gepaart mit der 21. Laufzeit reichte das zur Überraschung. Eine Sensation war es nicht, schon Rang vier im Sprint und der sechste Platz in der Verfolgung ließen ahnen, dass mit Bailey, einem der wenigen Linksschützen im Feld, noch zu rechnen sein würde.

Am Donnerstag beherzigte er sein von Präsident Theodore Roosevelt entlehntes Lebensmotto "Tu, was du kannst, mit dem, was du hast, dort, wo du bist" vor allem auf der letzten Runde im Fernduell mit dem Tschechen Ondrej Moravec, der, ebenfalls fehlerfrei, vor ihm das Ziel erreicht und den zweimal gefehlt habenden französischen Superstar Martin Fourcade von Platz eins verdrängt hatte.

Bailey schien zunächst seinen hauchdünnen Vorsprung auf Moravec zu verlieren, lag vor dem letzten Anstieg nur noch 0,1 Sekunden voran, legte aber mit letzter Energie und von seinen Betreuern angetrieben dann doch noch 3,3 Sekunden zwischen sich und den 32-jährigen Silbernen. Schreiend herzte er seine Trainer Per Nilsson und Armin Auchentaller und wenig später auch seine Frau Erika und Tochter Ophelia. Das Publikum jubelte, die Konkurrenz gratulierte ihrem Athletensprecher neidlos.

Österreicher mit Hoffnung auf Staffel

Also auch die Österreicher, die neuerlich leer ausgingen, aber mannschaftliche Stärke zeigten, die für die Staffel am Samstag hoffen lässt. Am besten Weg zu einer Medaille war Simon Eder, der nach einem rekordverdächtigen Liegendschießen (rund 25 Sekunden vom Betreten der Matte bis zum Weiterlaufen) stehend eine erste Strafminute kassierte. Ein zweiter Stehendfehler besiegelte den Rückfall auf Rang zwölf. Julian Eberhard, der mit zwei Liegendfehlern begonnen hatte, konnte einen weiteren Fehler im Stehendanschlag trotz siebenter Laufzeit nicht kompensieren und wurde 14. Daniel Mesotitsch, der nur einmal patzte, kam auf Rang 15, während Dominik Landertinger sich nach schwachem Laufen und Schießen (3) mit Rang 26 begnügen musste. (lü, 16.2.2017)

20-Kilometer-Einzelbewerb Herren:
1. Lowell Bailey (USA) 48:07,4 Min. (0 Fehlschüsse=Strafminuten)
2. Ondrej Moravec (CZE) +3,3 Sek. (0)
3. Martin Fourcade (FRA) 21,2 (2)
4. Erik Lesser (GER) 32,0 (1)
5. Sergej Semenow (UKR) 38,6 (1)
6. Michal Krcmar (CZE) 43,6 (0)
7. Anton Schipulin (RUS) 43,9 (2)
8. Johannes Thingnes Bö (NOR) 1:11,9 Min. (2)
9. Lars Helge Birkeland (NOR) 1:14,3 (1)
10. Benjamin Weger (SUI) 1:22,8 (1)
11. Alexej Wolkow (RUS) 1:28,7 (1)
12. Simon Eder (AUT) 1:31,6 (2)
Weiter:
14. Julian Eberhard (AUT) 1:57,9 (3)
15. Daniel Mesotitsch (AUT) 1:58,3 (1)
26. Dominik Landertinger (AUT) 3:06,7 (3)

Weltcup-Gesamtwertung nach 18 von 26 Rennen: 1. Fourcade 980 Punkte – 2. Schipulin 647 – 3. Simon Schempp (GER) 613 – 4. Johannes Thingnes Bö (NOR) 567 – 5. Arnd Peiffer (GER) 519 – 6. Ole Einar Björndalen (NOR) 508 – 7. Lesser 493 – 8. Eberhard 491. Weiter: 25. Landertinger 252 – 30. Eder 222 – 32. Mesotitsch 215.

Weltcupwertung 20 km – Endstand nach 3 Bewerben: 1. Fourcade 162 – 2. Schipulin 126 – 3. Bailey 117. Weiter: 18. Eder 58 – 21. Eberhard 50 – 25. Mesotitsch 41