Man könnte natürlich in Jubel ausbrechen. Mit seiner ansehnlichen Sammlung von Kunst nach 1945 und einem schmucken Museum an der Wiener Peripherie versetzte Baumax-Gründer Karlheinz Essl für einige Zeit Fachwelt wie Öffentlichkeit kulturell in Verzückung. Prinzipiell erfreulich also, dass die Werke über eine Dauerleihgabe an die Albertina für die nächsten 27 Jahre wieder zugänglich werden und im dahindämmernden Wiener Künstlerhaus eine neue Heimat finden sollen. Trotzdem bleiben Wermutstropfen.

Da wäre zunächst der Umstand, dass wesentliche Highlights aus der Sammlung zwecks Schuldentilgung bereits verkauft wurden. Die Albertina mutiert dadurch auch zum Resteverwerter. Was Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) als "eines der besten Geschäfte, die die Republik je gemacht hat", preist, bedeutet auch, dass die Steuerzahler für die Sammlung einer Privatperson zur Kasse gebeten werden, die nicht etwa schenkt, sondern lediglich leiht.

Bestens subventioniert, wird die Albertina die Sammlung, die immer noch Essls Namen trägt, obwohl sie ihm nur noch zu 40 Prozent (60 Prozent Haselsteiner) gehört, nach allen Regeln der Kunst im Wert pushen. Im Namen der Allgemeinheit – vor allem aber zum Wohle potenzieller Erben. Denn die können nach Ablauf des Leihvertrags über die Zukunft der Sammlung wieder frei verfügen.

Von "too big to fail" spricht man im Falle systemrelevanter Banken – ob das auch für Privatsammlungen zur Regel werden soll, sei zur Debatte gestellt. Auf bestem Weg zu "too big to fail" ist möglicherweise auch die Albertina. Sie könnte durch den Deal über Jahrzehnte zum machtpolitischen A und O des heimischen Kunstbetriebs werden. (Stefan Weiss, 16.2.2017)