Skifahren auf Naturschnee wird ein immer selteneres Vergnügen.

Foto: AFP

Wien/Davos – Durch die Klimaerwärmung könnte die Schneedecke in den Alpen bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 70 Prozent abnehmen und die Skisaison mehrere Wochen später beginnen als heute, heißt es in einer Studie von Schweizer Forschern. Ohne Reduktion klimaschädlicher Emissionen würden dann nur noch Gebiete über 2.500 Meter Seehöhe genug Naturschnee zum Skifahren haben.

Viele Orte in den Alpen verzeichneten 2016 den schneeärmsten Dezember seit Messbeginn vor rund 150 Jahren, so die Forscher Christoph Marty vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos. Auch in Österreich gab es in vielen Regionen extreme Trockenheit, die Niederschlagsmenge lag laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) österreichweit gesehen um 79 Prozent unter dem Mittel. Der geringe Niederschlag in Verbindung mit hohen Temperaturen auf den Bergen hatte zur Folge, dass die Neuschneemenge selbst im Hochgebirge meist um 60 bis 75 Prozent unter einem durchschnittlichen Dezember lag.

Rückgang in allen Höhenlagen

Für ihre im Fachjournal "The Cryosphere" veröffentlichte Studie haben die Schweizer Wissenschafter detaillierte Hochrechnungen erstellt, die auf zahlreichen aktuellen und vergangenen Wetterdaten und verschiedenen Klimaerwärmungsszenarien beruhen. Wie Marty erklärte, können die Ergebnisse auch auf Österreich übertragen werden: "Die Resultate müssten theoretisch ziemlich ähnlich sein, weil die erwartete Temperaturerwärmung im ganzen Alpenbogen ähnlich ist."

Die Schneedecke in den Alpen werde bis Ende des Jahrhunderts in allen Höhenlagen und für alle Emissionsszenarien geringer werden. Am stärksten betroffen seien Gebiete unterhalb von 1.200 Metern Seehöhe, aber selbst oberhalb von 3.000 Metern sei eine Abnahme von rund 40 Prozent zu erwarten.

Kürzere Winter

"Wenn wir so weitermachen wie bisher, droht ein Verlust der Schneedecke um bis zu 70 Prozent", so Marty. Doch der Rückgang könnte auf rund 30 Prozent begrenzt werden, falls es gelingt, die globale Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf weniger als zwei Grad einzudämmen. Die Schneedecke in den Alpen werde jedenfalls abnehmen, "aber unsere zukünftigen Emissionen bestimmen, um wie viel", so Marty.

Weiters zeigte sich in der Studie, dass der alpine Winter kürzer wird. Aufgrund der Klimaerwärmung erwarten die Forscher, dass die Skisaison zwei bis vier Monate später beginnen dürfte als heute. Die Mehrheit der Klimamodelle sagt zwar gegen Ende des Jahrhunderts eine leichte Zunahme der Niederschläge im Winter voraus. "Gemäß unserer Studie dürfte dieser Niederschlag infolge der gleichzeitig steigenden Temperaturen jedoch als Regen und nicht als Schnee fallen", so Marty. (APA, 16.2.2017)