Bild nicht mehr verfügbar.

Budapests in Bau befindliches neues Wassersport-Zentrum an der Donau, dürfte ohne olympische Weihen auskommen müssen.

Foto: reuters/balogh

Budapest – Nach Boston, Hamburg und Rom dürfte auch die Kandidatur von Budapest für die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2024 scheitern. Die ungarische Bürgerbewegung Momentum hat nach eigenen Angaben über 266.000 Unterschriften gegen eine Bewerbung gesammelt, damit kann ein Referendum erzwungen werden. Sollte Ungarns Hauptstadt ihre Bewerbung zurückziehen, blieben allein Los Angeles und Paris als einzige Kandidaten für die Sommerspiele in sieben Jahren übrig.

"Wenn es sich herausstellt, dass sich genügend Einwohner der Stadt für ein Referendum ausgesprochen haben, werde ich ernsthaft in Betracht ziehen, ob wir die Bewerbung zurückziehen", sagte Bürgermeister Istvan Tarlos am Freitag.

Zuvor hatten Aktivisten eigenen Angaben zufolge 266.151 Unterschriften für eine Bürgerbefragung gesammelt. Das Quorum von 138.000 Unterzeichner wäre damit deutlich übertroffen. Ursprünglich hatte sich der Stadtrat Budapests im Dezember 2015 knapp gegen eine Abstimmung ausgesprochen.

Erst Anfang Februar hatten die Ungarn wie die favorisierten Mitbewerber Los Angeles und Paris die letzten notwendigen Unterlagen beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eingereicht. Die Spiele werden am 13. September in Lima vergeben. Bereits vor etwa zwei Jahren war eine mögliche Bewerbung Hamburgs am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Auch Rom hatte eine Kandidatur aus finanziellen Gründen nicht weiterverfolgt. Die USA waren zunächst mit Boston ins Rennen gegangen, wegen mangelndem Rückhalt der Bewohner zog die Stadt zurück, anschließend sprang Los Angeles ein.

In Budapest hatten letzte Umfragen eine klare Mehrheit gegen Olympia ausgewiesen. In den nächsten 45 Tagen muss nun die genaue Anzahl der Unterschriften für ein Referendum bestätigt werden, der frühestmögliche Termin für eine Abstimmung wäre wahrscheinlich im Mai.

Orban eines auswischen

Die Bewerbungsinitiative in Budapest startete im Jahr 2015 und wurde von der Stadtspitze und der Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban unterstützt. Doch die Kritik nahm zu. Mit der Initiative MoMo gründete sich in Budapest eine Gruppe meist jüngerer Olympia-Gegner, die forderte, dass das Geld nicht für teure Olympia-Bauwerke, sondern für die Verbesserung des Gesundheits- und Bildungssektors ausgegeben werden sollte. Offenbar mobilisierte auch die Möglichkeit, sich gegen den rechtskonservativen Orban zu stellen, Teile der Bevölkerung.

Im Vergleich zu Los Angeles und Paris gilt Budapest ohnehin als großer Außenseiter. Als sich zuletzt die Gerüchte verdichteten, dass das IOC im September eine Doppelvergabe vornehmen und die Sommerspiele 2024 und 2028 an einem Tag an Los Angeles und Paris vergeben könnte, war vom dritten Bewerber schon gar nicht mehr die Rede.

Dennoch wäre der Rückzug ein weiterer Dämpfer für das IOC und Präsident Thomas Bachs Agenda 2020. War es doch eines ihrer Ziele, die Ausrichtung Olympischer Spiele attraktiver zu machen. Erst am vergangenen Sonntag hatten sich die Einwohner des Schweizer Kantons Graubünden mit klarer Mehrheit gegen eine Bewerbung für die Winterspiele 2026 ausgesprochen. Wie schon vier Jahre zuvor. (sid, red, 17.2.2017)