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Das Wollhaarmammut, das die arktische Tundra bewohnte, starb vor rund 4.000 Jahren aus.

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Boston/Wien – Sie waren einst die erfolgreichsten Großsäugetiere der Welt: Mammuts besiedelten in der Eiszeit eine Fläche von mehr als 33 Millionen Quadratkilometern – mehr als jeder andere Großsäuger. Dennoch starben die Tiere rund 1.800 Jahre vor unserer Zeitrechnung aus. Homo sapiens dürfte daran nicht unbeteiligt gewesen sein.

Vier Jahrtausende später verfügt dieser kluge Mensch über so weit fortgeschrittene technische Fähigkeiten, dass einige Vertreter der Spezies an einer Wiederauferstehung des Wollhaarmammuts arbeiten und in den letzten Jahren bereits einige Fortschritte gemacht haben. Das berichtete der US-Gentechnik-Pionier George Church im Vorfeld der Jahrestagung der American Association for the Advancement of Science (AAAS), die am Freitag in Boston begann.

Gen-Editierung beim Elefanten

Church und sein Team haben seit zwei Jahren an der Harvard University in Cambridge bei Boston ein Forschungsprojekt laufen, dessen Ziel es ist, unter anderem mittels der neuen Technologie Crisp/Cas-9 die Eigenschaften eines Wollhaarmammuts in ein Genom eines Indischen Elefanten einzuschleusen, des nächsten lebenden Verwandten der eiszeitlichen Dickhäuter.

Wie Church der britischen Zeitung "Guardian" und dem Fachblatt "New Scientist" verriet, seien die Arbeiten am Genom schon relativ weit gediehen: Mittlerweile seien bereits 45 entsprechende Veränderungen vorgenommen worden, die unter anderem für kleinere Ohren, ein dichtes Fell, kälteresistentes Blut und eine Fettschicht sorgen sollen. Der nächste Schritt, der bis 2019 erreicht werden soll, sei die Entwicklung eines hybriden Embryos aus Elefant und Mammut, den Church als "Mammofant" bezeichnete.

Arbeit an künstlicher Gebärmutter

Da Indische Elefanten selbst als gefährdet gelten und das Einpflanzen dieser Embryonen wahrscheinlich nur eine geringe Erfolgsrate hat, arbeitet Church mit seinem Team auch noch an einem zweiten, ähnlich ambitionierten Projekt: einer Art künstlicher Gebärmutter. Bei Mäuseembryos sei es immerhin schon gelungen, sie zehn Tage lang reifen zu lassen – das ist die Hälfte der Zeit, die sie im Bauch der Mutter verbringen.

Church, der seinen großen Auftritt bei der AAAS-Tagung erst noch hat, rechtfertigte das Projekt abermals mit ökologischen Motiven: Es gehe erstens um eine alternative Zukunft des Indischen Elefanten, der mit mehr Kälteresistenz auch anderswo überleben könnte. Und zweitens würden Mammuts in der Arktis den Klimawandel bremsen. (tasch, 17.2.2017)