Dilma Rousseff hat sich nach Porto Alegre zurückgezogen

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Brasilia – Die im vergangenen August entmachtete brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff will nicht wieder für das höchste Staatsamt kandidieren. "Ich werde nicht wieder Kandidatin für das Präsidentenamt sein", sagte die 69-jährige Linkspolitikerin der Nachrichtenagentur AFP in einem Interview, das am Wochenende in Brasilia geführt wurde.

Zugleich versicherte Rousseff, sie werde "die Politik niemals aufgeben" und schließe eine Bewerbung als Senatorin oder Abgeordnete nicht aus.

Auf ihrem Twitter-Account bezeichnet Rousseff sich weiterhin als "gewählte brasilianische Präsidentin". Sie wiederholte in dem Interview den Vorwurf, sie sei von ihren konservativen Widersachern durch einen "Putsch" aus dem Amt entfernt worden. Das Amtsenthebungsverfahren habe nicht der Gerechtigkeit gedient, sondern ihrer "Zerstörung". Der Präsidentin wurde damals vorgeworfen, Budgetzahlen geschönt und Geld ohne Zustimmung des Kongresses ausgegeben zu haben. In der entscheidenden Abstimmung votierten 61 von 81 Senatoren mit Ja, 20 mit Nein.

Unbeliebter Nachfolger Temer

Nach Rousseffs Entmachtung rückte ihr Stellvertreter Michel Temer ins höchste Staatsamt auf. Der konservative Politiker hat nun seinerseits mit dem weitreichenden Korruptionsskandal um den staatlichen Ölkonzern Petrobras zu kämpfen. Seine Zustimmungsrate in der Bevölkerung liegt bei zehn Prozent. In den Umfragen zur Präsidentschaftswahl 2018 liegt Rousseffs Vorgänger und Parteifreund, Luiz Inacio Lula da Silva, derzeit in Führung. Im Falle seines Wahlsieges hätte Rousseff Chancen auf ein politisches Comeback.

Seit ihrem Auszug aus dem Präsidentenpalast in Brasilia führt Rousseff ein zurückgezogenes Leben in Porto Alegre. Gelegentlich besucht sie ihre Mutter in Rio de Janeiro. (APA, AFP, 18.2.2017)