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Bester Schauspieler der Berlinale: der Österreicher Georg Friedrich.

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Bevor die Welt durch Fifty Shades of Grey an eine weichgespülte Version von BDSM gewöhnt wurde, hatte es in Ulrichs Seidls Hundstage (2001) eine Szene gegeben, in der ein nackter Mann mit einer Kerze im Anus die österreichische Bundeshymne singen musste. Den Mann, der ihn dazu zwang und ihm dabei eine Pistole an den Kopf setzte, spielte Georg Friedrich.

Dieser Lucky war zwar nur eine Nebenrolle, aber eben eine, die man sich merkte. Für eine Karriere ist so ein Auftritt wie ein doppelter Whiskey auf ex, man kann aber auch einen ordentlichen Kater davon bekommen – und eines Tages wollen einen die Leute nur noch in solchen Zusammenhängen sehen.

Die Sache ging gut aus

Für Georg Friedrich, gebürtiger Wiener Jahrgang 1966, ging die Sache aber anders aus – besser. Er hat sich im Lauf der Jahre mit einer Vielzahl von Rollen ein großes Repertoire erarbeitet und nun mit dem Silbernen Bären bei der Berlinale für seinen Auftritt in Helle Nächte von Thomas Arslan bewiesen, dass er ein nuancierter Charakterschauspieler ist, der auch eine spröde Rolle wie den schlechten Vater Michael gut zu interpretieren weiß. Mit seinem Auftritt bei der Gala zeigte Friedrich dann wieder eher seine unangepasste Seite, er ließ ein bisschen den wilden Zitate-Poeten heraushängen.

Seinem rauen Charisma hat er wohl vor allem zu verdanken, dass er – trotz seiner deutlich österreichischen Färbung – inzwischen zu einem der gefragtesten Schauspieler im deutschsprachigen Raum geworden ist. Seine Ausbildung erhielt Friedrich an der privaten Schauspielschule Krauss in Wien. 1986 war er erstmals kurz in einem Kinofilm zu sehen: Es war gleich ein Klassiker, nämlich Müllers Büro. In der offiziellen Vita seiner Agentur wird Die Klavierspielerin von Michael Haneke als erster Titel geführt.

"Je extremer, desto lieber"

Den Wiener Strizzi, der ihm auch mit der Sprachmelodie und mit einem nicht unbedingt burgtheatertauglichen Timbre in der Stimme besonders gut zu passen scheint, hat er später durch introvertiertere Charakterrollen wie in dem Psychothriller Aloys oder in Wild von Nicolette Krebitz ergänzt.

Gelegentlich spielt er auch Theater, vor allem an Frank Castorfs Berliner Volksbühne fühlte er sich wohl. 2014 wurde Friedrich mit dem Großen Schauspielpreis bei der Diagonale ausgezeichnet. Seine Devise formulierte er damals so: "Je extremer eine Figur, desto lieber spiele ich sie." Längst versteht er sich auch auf die Extreme des Alltäglichen. (Bert Rebhandl, 19.2.2017)