Eine Trigeminusneuralgie verursacht blitzartige Schmerzen im Gesicht, auch die Zähne können betroffen sein.

Foto: Zentrum für Zahnmedizin; UZH

Jährlich werden rund 13 Personen pro 100.000 Einwohner mit Trigeminusneuralgie diagnostiziert. Betroffene leiden an blitzartig auftretenden, reißenden Schmerzen im Zahn- oder Gesichtsbereich, die zu den schlimmsten chronischen Nervenschmerzen zählen. Sie treten mehrheitlich bei Menschen über dem 60. Lebensjahr auf, bei Frauen öfter als bei Männern. Ein Prozent aller Patientem mit Multipler Sklerosie entwickeln diese Form des Nervenschmerzes im Gesicht.

Die Schmerzattacken bei einer Trigeminusneuralgie werden durch Berührungsreize etwa beim Rasieren, Schminken, Duschen, Sprechen und Zähneputzen oder gar durch einen Windzug ausgelöst. Verursacht werden sie in der Regel durch eine Reizung des Nervus trigeminus. Dieser Hirnnerv ist für das sensible Empfinden im Gesichtsbereich sowie von Teilen der Kopfhaut und der Mundhöhle verantwortlich.

Forscher am Zentrum für Zahnmedizin an der Universität Zürich arbeiten an einem neuartigen Wirkstoff zur Hemmung der Schmerzen, der – im Gegensatz zu den bisher zur Verfügung stehenden Mitteln – auch gut verträglich ist. Dies belegen die ersten Resultate einer internationalen Studie.

Schmerzkanäle blockieren

Das Wirkprinzip: Schmerzsignale erreichen das Hirn über die Aktivierung von Natriumkanälen, die in der Membran von Nervenzellen eingelagert sind. Der Natriumkanal 1.7 kommt häufig bei schmerzleitenden Nerven vor und ist umso aktiver, je stärker die Schmerzen sind.

Eine Blockade dieses Natriumkanals – etwa mittels einer Lokalanästhesie – könnte den Schmerz stoppen. Doch da der Nervenschaden bei der Trigeminusneuralgie an der Schädelbasis vermutet wird, kann er nicht mit einer lokalen Injektion therapiert werden, sondern erfordert eine medikamentöse Behandlung.

Das jetzt in der Phase-II-Studie getestete Medikament mit dem Wirkstoff BIIB074 hemmt den Natriumkanal 1.7 – und zwar in Abhängigkeit von dessen Aktivitätszustand: Je aktiver dieser Natriumkanal ist, desto stärker wird er durch BIIB074 gehemmt.

Weniger Nebenwirkungen

Im Gegensatz blockierten die bis anhin verwendeten Wirkstoffe den Natriumkanal 1.7 unabhängig von der Nervenaktivität, was mit belastenden Nebenwirkungen einherging. "Im Unterschied zu herkömmlichen Medikationen, die oft zu Müdigkeit und Konzentrationsstörungen führen, ist BIIB074 nicht nur wirksam, sondern auch äußerst gut verträglich", erklärt der UZH-Zahnmediziner Dominik Ettlin. "Wir werden nun in einer weiteren Studienphase den neuen Wirkstoff mit deutlich mehr Probanden prüfen. Dies wird uns zeigen, wie berechtigt die neue Hoffnung auf eine wirksamere Schmerzlinderung ist", so Ettlin. (red, 20.2.2017)

Originalpublikation:

Safety and efficacy of a Nav1.7 selective sodium channel blocker in patients with trigeminal neuralgia: a double-blind, placebo-controlled, randomised withdrawal phase 2a trial