Die Gletscherwelt im hinteren Sulzbachtal mit Salzburgs höchstem Berg, dem Großvenediger, ist Gegenstand heftiger Debatten. Standpunkt des Fotografen: Der sehr selten begangene Sonntagskopfgrat zwischen Obersulzbachtal und Krimmler Achental.

foto: thomas neuhold

Salzburg – Beim Thema Wegefreiheit hört sich in Salzburg schnell und oft auch parteiübergreifend der Spaß auf. Das musste schon der damalige Landeshauptmann Franz Schausberger (ÖVP) im Jahr 2002 erfahren, als er das halbe Lungauer Riedingtal zu Jagdzwecken für Wanderer und Skitourengeher als Habitatschutzgebiet sperren lassen wollte. Es hagelte Proteste. Schausberger musste das Vorhaben abblasen.

Jetzt hat es Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Rössler von den Grünen erwischt. Aus ihrem Ressort stammt ein Verordnungsentwurf für ein 9.000 Hektar großes Sonderschutzgebiet im Bereich der Oberpinzgauer Sulzbachtäler im Gemeindegebiet von Neukirchen am Großvenediger.

Protestwelle

Für dieses wurden 3.000 Hektar im Nationalpark Hohe Tauern vom Land Salzburg um 5,5 Millionen Euro angekauft. Weitere 6.000 Hektar stellen die Bundesforste außer Nutzung. Laut Verordnungstext soll in diesem "Wildnisgebiet" so ziemlich alles verboten werden, das irgendwie einen vorübergehenden oder dauerhaften Eingriff in die Natur darstellt. Die Verbotsliste ist lang: Sie reicht von der Land- und Forstwirtschaft sowie der Jagd bis zum Schwammerlsuchen, Mineraliensammeln und Beerenpflücken.

Die seit vergangener Woche aufflammende Protestwelle hat sich an den Ausnahmen entzündet: Demnach seien von dem quasi totalen Betretungsverbot nur "die herkömmlichen Formen des Wanderns und Bergsteigens auf den hierfür bestehenden markierten beziehungsweise ausgewiesenen Wegen und Steigen" sowie der Tourenskilauf ausgenommen.

"Keine Einschränkung"

Das käme einem Ende des freien Wegerechtes gleich, tönt es nun landauf, landab. Denn markierte Wanderwege gibt es in dem Gebiet so gut wie keine. Die massiven Proteste werden angeführt von den alpinen Vereinen. Aber auch Bergführer und die oppositionelle SPÖ stemmen sich gegen die Verordnung. Selbst aus den Reihen des Koalitionspartners ÖVP sind kritische Stimmen zu hören.

Rössler ist jetzt um Beruhigung bemüht. Die genannte Fläche betreffe nur rund ein Prozent des gesamten Salzburger Nationalparkteils, sagt ein Sprecher Rösslers auf Anfrage des STANDARD. Und: Der Satz, wonach nur auf markierten Wegen gewandert werden dürfe, "war nicht so gedacht". Und: "Es soll keine Einschränkung bisheriger Routen geben."

Detail am Rande: Die so heftig umstrittene Formulierung soll ihren Ursprung in einer Arbeitsgruppe haben, in der neben dem WWF auch der Alpenverein und die Naturfreunde beteiligt waren, berichten mit der Sache befasste Beamte dem STANDARD. (Thomas Neuhold, 20.2.2017)