Weil schon gebaut werde, so der steirische Grünen-Chef, solle man das Nein zum geplanten Murkraftwerk überdenken.

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Graz – Kaum ein Thema beschäftigt die Öffentlichkeit in Graz derzeit so intensiv wie der Bau des umstrittenen Murkraftwerks im Süden der Stadt. Ausgerechnet jene Partei, die von Anfang an gegen das Kraftwerk auftrat, scheint nun intern nicht ganz zu harmonisieren, wenn es darum geht, wie man in der Frage weiter vorgehen soll.

Die Grazer Grünen-Chefin, Tina Wirnsberger, bleibt bei ihrer Forderung nach einem Baustopp, die sie auch als "Parteilinie" bezeichnet. Wirnsberger und die Stadtpartei hatten das Kraftwerk und auch Warnungen von Experten, dass die Baumrodungen und geänderte Fließgeschwindigkeit der Mur das Feinstaubproblem verstärken können, nicht nur im Wahlkampf thematisiert. "Wir prüfen jetzt auch rechtliche Schritte gegen die Betreiber", so Wirnsberger zum STANDARD.

Der glücklichste Mensch der Welt

Der Chef der Landespartei, Lambert Schönleitner, hatte hingegen am Wochenende für Aufregung gesorgt, als er in der "Kleinen Zeitung" meinte, man müsse das grundsätzliche Nein zum Kraftwerk überdenken – immerhin werde schon gebaut. Das sei "seine Privatmeinung", kommentiert das Wirnsberger.

"Es geht mir nicht um die Koalitionsfrage", sagt Schönleitner dazu dem STANDARD. Er wolle "einen runden Tisch, mit allen NGOs, wie 'Rettet die Mur' und dem Naturschutzbund, Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) und dem steirischen SPÖ-Chef und Eigentümervertreter Michael Schickhofer für die Energie Steiermark". Was man da noch besprechen könne? "Zum Beispiel, wie der Speicherkanal finanziert wird", so Schönleitner. Während des runden Tisches sei er freilich auch für einen Baustopp. Einen generellen Baustopp hält er für unrealistisch, obwohl: "Wenn wir den erreichen könnten, wäre ich der glücklichste Mensch der Welt."

Mit allen reden will Wirnsberger übrigens auch. "Diese Woche ist Nagl aber gar nicht da", sagt die künftige Stadträtin. (Colette M. Schmidt, 20.2.2017)