S. g. Herr Kanzleramtsminister Thomas Drozda, sehr geehrter Herr Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny!

Wetten, dass ...? Niemand wird die nächsten 100 Jahre zum Wiener Heldenplatz "Platz der Republik" oder "Platz der Demokratie" sagen. Niemand, außer ein paar dazu verdonnerten Offiziellen.

Die Idee, den "historisch belasteten" Heldenplatz umzubenennen, weil 2018 ein Haus der Geschichte im Hofburgtrakt eröffnet werden soll, ist vordergründig konsequent und sicher gut gemeint, aber die Umbenennung wird einfach nicht angenommen werden – und zwar nicht nur nicht von den üblichen Verdächtigen, wie der PPFPÖ ("patriotisch plärrenden Freiheitlichen Partei Österreichs"). Der Platz heißt einfach Heldenplatz, seit die Monarchie dort Ende des 19. Jahrhunderts ein dringendes Heroismusbedürfnis hatte. Die beiden Reiterstatuen stellen Erzherzog Karl dar, der als Erster Napoleon besiegte (Schlacht bei Aspern), und Prinz Eugen, der die Türken zurücktrieb. Wenn man nicht militärische Tüchtigkeit an sich ablehnt, liegt gegen beide nichts vor.

Sicher, im März 1938 verkündete dann Hitler vom Balkon der Neuen Hofburg rund 250.000 Jublern den "Eintritt meiner Heimat ins Deutsche Reich". Aber die üblen Rückstände dieses Auftritts sind schon lange vertrieben worden, u. a. durch das "Lichtermeer" von 1993. Die Umbenennung wäre nur eine Fleißaufgabe. (Hans Rauscher, 20.2.2017)