Den höchsten Zuwachs an Lebensjahren haben Forscher für Frauen in Südkorea (plus 6,6 Jahre), Slowenien (plus 4,7 Jahre) und Portugal (plus 4,4 Jahre) berechnet.

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Prognose der Lebenserwartung von Männern und Frauen im internationalen Vergleich – nach Geburtsjahr 2010 und 2030.

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London – Die Lebenserwartung in 35 Industriestaaten dürfte bis 2030 generell weiter steigen. In Südkorea könnten Frauen, die im Jahr 2030 geboren werden, mit einer 57-prozentigen Wahrscheinlichkeit eine Lebenserwartung von 90,82 Jahren (Männer: 84,07) haben. In Österreich wird ebenfalls ein Zuwachs an Lebensjahren prognostiziert – auf 81,40 Jahre bei den Männern und 86,22 Jahren bei den Frauen, wie eine neue Studie im Fachmagazin "Lancet" zeigt.

"Bis zur Jahrhundertwende haben viele Wissenschafter geglaubt, dass die Lebenserwartung niemals die 90-Jahres-Marke übersteigen wird. Unsere Vorhersagen einer steigenden Lebenserwartung beleuchten unsere Erfolge für die öffentliche Gesundheit und die Gesundheitsversorgung. Trotzdem ist es wichtig, mit einer entsprechenden Politik auf die wachsende ältere Bevölkerung vorbereitet zu sein. Besonders müssen wir unser Gesundheits- und Sozialsystem stärken und alternative Modelle für die Betreuung zu Hause etablieren", sagt Studienautor Majid Ezzati vom Imperial College in London. In Zukunft werde man da auch auf neue Technologien setzen müssen.

Die Projektionen beruhen auf 21 Rechenmodellen. Mit einer 57-prozentigen Wahrscheinlichkeit wird in Südkorea die Lebenserwartung für Männer von 77,11 Jahren im Jahr 2010 auf 84,07 Jahre steigen. Bei den Frauen erwarten die Forscher einen Anstieg von 84,23 Jahren auf 90,82 Jahre, womit die Südkoreanerinnen dann im Querschnitt die höchste Lebenserwartung haben werden. Auf den folgenden Plätzen sollten laut den Berechnungen die Französinnen (88,55 Jahre) und die Japanerinnen (88,41 Jahre) liegen. Die Prognose für Österreich: ein Anstieg der Lebenserwartung bei den Männern von 77,73 auf 81,40 Jahre, bei Frauen von 83,21 auf 86,22 Jahre. Für Deutschland wird von einer ähnlichen Entwicklung ausgegangen (Lebenserwartung bei Männern: 77,91 beziehungsweise 81,96 Jahre; Frauen: 82,81 beziehungsweise 85,86 Jahre).

Länderunterschiede

Die Situation wird sich von Land zu Land sehr unterschiedlich entwickeln: Den größten Zuwachs an Lebensjahren bei den Frauen dürfte es in Südkorea (plus 6,6 Jahre), in Slowenien (plus 4,7 Jahre) und in Portugal (plus 4,4 Jahre) geben. Bei den Männern wird das Plus wahrscheinlich am größten in Ungarn (plus 7,5 Jahre), in Südkorea (plus sieben Jahre) und in Slowenien (plus 6,4 Jahre) sein. Ungarn startet in dem Vergleich aber mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung bei den Männern im Jahr 2010 von 70,65 Jahren von einem ausgesprochen niedrigen Niveau.

Anhaltend negativ dürfte sich die Situation in den USA entwickeln, wo zwar mit einem Anteil von 16 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (Österreich: 10,4 Prozent) die höchsten Gesundheitsausgaben verzeichnet werden, die Ausgaben aber wegen der großen sozialen Unterschiede (auch im Versicherungsstatus der Menschen) sehr ungleich verteilt sind.

US-amerikanische Probleme

"Die USA werden eine relativ kleine Verbesserung bei der Lebenserwartung sehen (von 81,2 Jahren im Jahr 2010 auf 83,3 Jahre im Jahr 2030 für Frauen und von 76,5 auf 79,5 Jahre bei Männern). Die Lebenserwartung ist in den USA generell niedriger als in den meisten hoch entwickelten Ländern und dürfte bis 2030 weiter zurückfallen. Das ist potenziell die Konsequenz von großer Ungleichheit, Absenz einer allgemeinen Krankenversicherung, den höchsten Mordraten, dem höchsten durchschnittlichen Body-Mass-Index und der höchsten Kinder- und Müttersterblichkeit aller Staaten mit hohem Bruttoinlandsprodukt", schreiben die Autoren der Studie.

Insgesamt dürfte sich die Lebenserwartung bei Frauen am wenigsten in Mazedonien, Bulgarien, Japan und den USA erhöhen (plus 1,4, plus 1,5, plus 1,8 beziehungsweise plus 2,1 Jahre). Am geringsten wird der Anstieg bei den Männern in Mazedonien, Griechenland, Schweden und den USA sein (plus 2,4, plus 2,7, plus 3,0 beziehungsweise 3,0 Jahre) sein. (APA, 22.2.2017)