Russlands Außenminister Sergej Lawrow Ende Jänner in Moskau im Gespräch mit ausgewählten syrischen Oppositionsgruppen.

Foto: AFP/Nemenov

Auch nach der von Russland, der Türkei und dem Iran verkündeten Waffenruhevereinbarung wird in Syrien noch an vielen Fronten gekämpft. Während sich im Norden türkische und syrische Einheiten einen Wettlauf um die Einnahme der Stadt Al-Bab liefern, läuft in der Provinz Homs der vom russischen Militär unterstützte Vormarsch der Regierungstruppen auf die antike Ruinenstadt Palmyra, die seit Dezember wieder in der Hand der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ist.

Die Operation verläuft mit einigen Schwierigkeiten: Wie das russische Verteidigungsministerium erst jetzt mitteilte, sind bereits Ende vergangener Woche vier russische Soldaten bei einem Sprengstoffanschlag ums Leben gekommen, zwei weitere wurden schwer verletzt. Die Männer waren in einer Autokolonne vom Flughafen Tijas Richtung Homs unterwegs, als ein ferngesteuerter Sprengsatz unter ihrem Fahrzeug explodiert sein soll. Lediglich die Identität eines Soldaten ist bekannt, ein 31-jähriger Artillerieoffizier aus Jekaterinburg.

Klar ist: Die Toten gehörten nicht zur Besatzung der russischen Militärbasen. Laut einem Zeitungsbericht sollen sie Pläne aus dem russischen Generalstab zur Koordinierung der Offensive bei sich gehabt haben. Dies deckt sich mit anderen Publikationen – unter anderem über die Entsendung eines tschetschenischen Bataillons –, die auf ein deutlich verstärktes russisches Militärengagement in Syrien hindeuten. Ursprünglich hatte Wladimir Putin dem syrischen Staatschef Ba shar al-Assad lediglich mit Luftunterstützung aushelfen wollen.

Inzwischen steckt Russland wohl deutlich tiefer auch im Bodenkampf fest, als im Kreml zugegeben wird. Die offiziellen Verluste belaufen sich inzwischen auf 27 russische Soldaten. Dabei sind die vier jüngsten Opfer die ersten seit Abschluss der Waffenruhe, die das syrische Regime unter russischer Vermittlung mit einer Reihe bewaffneter Rebellengruppen ausgehandelt hatte, die inzwischen auch in Moskau als "gemäßigte Opposition" gelten.

Streit um Friedenskonferenz

Auch bis zu einer diplomatischen Lösung des Konflikts ist es noch ein weiter Weg. Nach zwei Verhandlungsrunden in Astana wollen sich die Konfliktparteien nun am Donnerstag in Genf treffen. Über die Zusammensetzung der Delegationen wird weiter gestritten. Russlands Außenminister Sergej Lawrow beklagte, dass die "Moskauer Opposition" um Syriens Expremier Qadri Jamil vom UN-Sondergesandten Staffan di Mistura nicht berücksichtigt worden sei. "Im vorliegenden Fall ist eine Einladung keine Geste guten Willens, sondern die Pflicht unserer UN-Kollegen, und ich bin sicher, dass sie in den wenigen Tagen bis zum Beginn der Verhandlungen die Situation korrigieren können und müssen", sagte Lawrow.

Derweil wird Moskau künftig in der Uno auf eine laute Stimme verzichten müssen. Sein ständiger Vertreter Witali Tschurkin ist am Montag überraschend an einem Herzinfarkt gestorben. Im Syrien-Konflikt hatte Tschurkin im Dezember eine Resolution für eine Feuerpause blockiert und so den Sturm der Großstadt durch eine von Russland unterstützte Offensive der syrischen Regierungstruppen ermöglicht. (21.2.2017)