Istanbul – Das Kopftuchverbot für weibliche Offiziere und Unteroffiziere sowie Schülerinnen an Militärakademien wurde vom türkischen Verteidigungsministerium aufgehoben, wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Angesichts des Selbstverständnisses der türkischen Armee als Verteidigerin des säkularen Charakters der Republik ist die Entscheidung von großer symbolischer Bedeutung.

Kritik von Kemalisten

Die islamisch-konservative Regierung von Recep Tayyip Erdoğan hatte in den vergangenen Jahren bereits das Kopftuchverbot an Universitäten und Schulen sowie im Parlament und in der Justiz aufgehoben. Die Zulassung des symbolträchtigen Kleidungsstücks in staatlichen Einrichtungen sorgte für heftige Proteste der Kemalisten, die den säkularen Charakter des von Mustafa Kemal Atatürk gegründeten Staates in Gefahr sahen.

Allerdings war auch das Verbot des Kopftuchs in staatlichen Institutionen über Jahrzehnte Gegenstand einer heftigen Kontroverse, da Kritikerinnen darin eine gezielte Diskriminierung und Ausgrenzung weiter Teile der weiblichen Bevölkerung sahen, die aus religiösen Gründen ein Kopftuch tragen. Etwa 70 bis 80 Prozent der Mädchen und Frauen in der Türkei tragen heute die eine oder andere Form des Kopftuchs. (APA, 22.2.2017)