Wien – Wiens Sport- und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny erteilt den Wünschen des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) nach einer modernen, neuen Arena eine Absage. "Wir müssen und wollen mit dem Happel-Stadion weitermachen", sagt er im Interview mit dem STANDARD. Wenn es finanzierbar ist, soll das Stadion erneut saniert und umgebaut werden. Sollte eine noch laufende Studie im Auftrag der Stadt jedoch ergeben, "dass das zu teuer ist, wird man es nicht machen".

Über die Reduzierung des städtischen Werbebudgets ist er mit den Grünen uneins. Denn das angekündigte Drittel an Einsparungen bei den Inseraten der Stadt Wien sei auf die ganze Legislaturperiode gerechnet, nicht pro Jahr, so Mailath-Pokorny.

STANDARD: Sie sind seit der Wien-Wahl 2015 auch für den Presse- und Informationsdienst (PID) zuständig. Rot-Grün hat sich auf eine Reduzierung der Werbeinserate der Stadt auf ein Drittel geeinigt. Wieso wurde das nicht umgesetzt?

Mailath-Pokorny: Wer sagt das?

STANDARD: Die Grünen.

Mailath-Pokorny: Das ist längst umgesetzt. Es geht im Grunde darum, dass die Stadt als eines der größten Dienstleistungsunternehmen Mitteleuropas auch Öffentlichkeitsarbeit machen will und machen muss. Diese versuchen wir auf neue Beine zu stellen, indem wir sie reduzieren, zentralisieren, transparenter, nachvollziehbarer machen.

STANDARD: Laut den Grünen wurde 2016 von rund 30 Millionen Euro auf 23 Millionen verringert – vom Werbeniveau des Wahljahres 2015 ausgehend. Das Drittel wurde demnach nicht erreicht.

Mailath-Pokorny: Wir haben uns ein Drittel über die gesamte Legislaturperiode vorgenommen – und wir haben schon jetzt um ein gutes Drittel reduziert.

Das Wien Museum soll "so rasch als möglich" erweitert werden, sagt Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Ein genaues Datum kann er jedoch nicht nennen.
Foto: Regine Hendrich

STANDARD: In einem Interview mit dem STANDARD hat der grüne Klubchef David Ellensohn aber gesagt, dass – vom Ausgangswert 2015 – bis 2020 jährlich rund zehn Millionen Euro eingespart werden sollen – also insgesamt 50 Millionen. Wird dieses Ziel erreicht?

Mailath-Pokorny: Mir gegenüber hat er das nie geäußert. Das war nicht die Einigung. Wir haben das, was ausgemacht war, nach zwei Jahren erreicht. Das wird in der Transparenzdatenbank nachvollziehbar sein, die Zahl für 2016 werden wir im März haben. Jetzt bin ich dabei, ein neues System zu etablieren. Neben großen Medien, darunter auch der STANDARD, gibt es 250 Klein- und Kleinsttitel.

STANDARD: Ellensohn fordert laut "Profil", die Werbeinserate für die großen Boulevardzeitungen zu deckeln – von rund vier Millionen Euro auf 1,5 Millionen pro Zeitung. Was sagen Sie zu dem Vorstoß?

Mailath-Pokorny: Das alles habe ich von ihm noch nicht persönlich gehört. Ich sehe konstruktiven Vorschlägen mit Interesse entgegen, bin aber dagegen, dass man sich das via Medien ausrichtet.

STANDARD: Auch das Thema Sport ressortiert seit 2015 bei Ihnen. Eine Studie über ein mögliches neues Nationalstadion in Wien sollte bis Sommer 2016 fertig sein. Was sind die Ergebnisse?

Mailath-Pokorny: Wir sind noch dabei, die Studie zu erstellen. Wir müssen und wollen mit dem Happel-Stadion weitermachen. Es geht um eine Weiterentwicklung des vorhandenen Stadions. Das sollte weiter eine Multifunktionsarena sein. Dass der ÖFB Ansprüche artikuliert, ist verständlich.

STANDARD: Ein Stadionneubau ist also vom Tisch?

Mailath-Pokorny: Es gibt ja ein Stadion, das ist denkmalgeschützt.

STANDARD: Eines, das alt ist und in dem etwa kein Fußball-EM-Finale mehr stattfinden könnte.

Mailath-Pokorny: Wenn es sinnvoll und finanzierbar ist, dann soll das Stadion umgebaut werden. Wenn die Studie ergibt, dass das zu teuer ist, wird man es nicht machen.

STANDARD: Könnte das Happel-Stadion auch so bleiben, wie es ist?

Mailath-Pokorny: Theoretisch ja. Ich glaube aber, dass es Sanierungsbedarf gibt. Unser Ziel ist eine moderne Arena.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) will das Burgtor zu einer "zeigemäßen und würdigen Gedenkstätte" machen.
Foto: Regine Hendrich

STANDARD: Zur Erweiterung des Wien-Museums: Zuletzt hieß es, dass es keinen Spatenstich 2017 gibt. Wann rechnen Sie damit?

Mailath-Pokorny: So rasch als möglich, ein Datum kann und will ich nicht nennen. Derzeit sind wir bei der Einreichplanung. Der Entwurf der Architekten wird so genau geplant, dass wir dann genau wissen, wie viel Geld tatsächlich benötigt wird. Parallel läuft die Flächenwidmung, und auch der Außenbereich Karlsplatz Ost wird geplant. Wir werden uns die Zeit nehmen, die wir brauchen.

STANDARD: Zuletzt wurde ein Kostenrahmen von 70 bis 100 Millionen Euro genannt.

Mailath-Pokorny: Nach der Einreichplanung wird man Genaueres wissen.

STANDARD: Ist ein privater Partner angedacht?

Mailath-Pokorny: Ja. Aber auch die Finanzierung über das Budget steht im Raum.

STANDARD: Aufregung gab es um das Winterthur-Gebäude nebenan, das ebenfalls aufgestockt werden soll. Was sagen Sie dazu?

Mailath-Pokorny: Ich gehe davon aus, dass das Projekt so umgesetzt wird wie angekündigt.

STANDARD: Heftige Kritik gibt es auch zum 66-Meter-Wohnturm am Heumarkt. Wie stehen Sie dazu?

Mailath-Pokorny: Ich unterstütze das Projekt. Es gibt viele Vorteile, auf dem Areal kommen auch neue Flächen für Sport, Kultur und Bildung dazu.

STANDARD: Haben Sie kein Problem damit, dass die Stadt wohl das Unesco-Weltkulturerbe verliert?

Mailath-Pokorny: Natürlich wäre das schlecht. Aber wir müssen danach trachten, dass wir nicht nur ein Museum bleiben. Wir müssen eine Übereinstimmung zwischen der Bewahrung des kulturellen Erbes und der Entwicklung der Stadt finden. Neben der Frage, ob der Turm ein bisschen höher wird, sollte nicht vergessen werden, was die Stadt für ihr Erbe alles gemacht hat.

STANDARD: Es sind mehr als 20 Meter als von der Unesco gefordert.

Mailath-Pokorny: Also gut. Trotzdem bleibe ich dabei: Wir investieren überdurchschnittlich in unser kulturelles Erbe.

STANDARD: Soll der Heldenplatz umbenannt werden?

Mailath-Pokorny: Ich finde interessant, dass dieses Thema so viele Emotionen weckt. Mir geht es nicht um Vergangenheitsbewältigung, wir müssen ihn nicht umbenennen, weil Hitler dort stand. Der Platz atmet sehr viel Geschichte. Für mich ist es eine Zukunftsfrage: Wollen wir der Republik zu ihrem 100. Geburtstag einen zentralen Platz widmen?

STANDARD: Sie wollen auch das Burgtor umgestalten.

Mailath-Pokorny: Es soll eine zeitgemäße und würdige Gedenkstätte werden. Die jetzige Gestaltung ist von 1934. Da das offizielle Österreich dort immer wieder Kränze niederlegt, sollte man sich bewusst sein, wofür es steht, damit man nicht wieder unangenehme Überraschungen erlebt wie diese Nazi-Geheimbotschaft. (Oona Kroisleitner, David Krutzler, 22.2.2017)