Die 24-jährige Salzburgerin Teresa Stadlober gibt in den Distanzrennen zu den schönsten Hoffnungen Anlass.

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Lahti – Vor bald zehn Jahren ist Österreichs Langlauf zum bisher letzten Mal knapp an eine Medaille bei nordischen Weltmeisterschaften vorbeigeschrammt. Am 28. Februar 2007 skatete Johannes Eder in Sapporo über 15 Kilometer auf Rang vier. Als Startnummer zwei hatte der Salzburger wenige Tage nach Ende einer Dopingsperre vom bald einsetzenden Schneefall profitiert, der den später gestarteten Favoriten keine Chance ließ. Erst gegen Ende des Rennens wurden die Bedingungen besser, der Deutsche Tobias Angerer, als Letzter losgelaufen, verdrängte Eder auf Rang vier. Ein Ergebnis, das heute in keiner Liste mehr aufscheint, weil die Nachwehen des Turiner Olympiaskandals Eder eine weitere Sperre und quasi eine Damnatio memoriae, also eine Verdammung des sportlichen Andenkens, bescherten.

Turin wirkt für Österreichs Langlauf bis heute nach, da bei der Weltmeisterschaft in Lahti in den Sprints für Damen und Herren die ersten Medaillen vergeben werden. Markus Gandler, schon seinerzeit in Sapporo sportlicher Leiter der Sparte Langlauf im österreichischen Skiverband (ÖSV), kommt nicht umhin, sein Metier zum wiederholten Mal ein "schwieriges Geschäft" zu nennen. Glücklich ist der Staffelweltmeister von 1999, dem Präsident Peter Schröcksnadel in bisher allen Krisen die Stange gehalten hat, mit dem Zustand seiner Mannschaft nicht.

Lernen, lernen, lernen

Wie auch? Der Spitze mangelt es gleichsam an der Breite. Und nachkommen "tut wenig". Zwar hat Gandler acht Läuferinnen und Läufer in Lahti mit, etliche davon allerdings nur, um sie Erfahrung in Hinblick auf Seefeld 2019 sammeln zu lassen. Das Bemühen um die Heim-WM war auch einer der Hauptgründe dafür gewesen, dass Präsident Schröcksnadel nicht endgültig den Stab über der Sparte Langlauf gebrochen hat.

In Finnland ist Bernhard Tritscher der einzige Österreicher mit Chancen auf einen Top-Ten-Platz. 2015 in Falun Sechster über 15 Kilometer Freistil, rechnet sich der 28-Jährige diesmal im Sprint mehr aus, wiegelte aber am Mittwoch sicherheitshalber ab. Die 1,6 Kilometer lange Strecke mit ihrer flachen Abfahrt bevorzuge massige Läufer, sagte der eher zierliche Pinzgauer, der am Schlusstag der WM auch den Massenstart-Marathon über 50 Kilometer Skaten wird. Immerhin glaubt sich Tritscher von einer vor der Tour de Ski eingefangenen Erkrankung so weit erholt, "dass ich sagen kann, ich kann wieder attackieren". Beim WM-Test in Otepää schied er im Viertelfinale knapp aus.

Reiz der Distanz

Während Luis Stadlober im Sprint sein einschlägiges Debüt gibt, bestreitet dessen um eineinhalb Jahre jüngere Schwester Teresa (24) in Lahti ihre bereits dritte Weltmeisterschaft. Die Tochter von Ex-Staffelchampion Alois Stadlober, der wieder den TV-Experten gibt, ist längst reif für ihr erstes Spitzenergebnis auf dieser Ebene. Die Neunte der Tour de Ski konzentriert sich ganz auf die Distanzrennen, beginnend mit den Skiathlon über 15 km am Samstag. Die Stilkombination nach Massenstart – jeweils 7,5 km klassisch und Skating mit Materialwechsel – brachte sie schon mehrmals in die Nähe der besten Zehn.

Die größte Chance räumt sich Stadlober allerdings für die klassischen zehn Kilometer am Dienstag ein. Zuletzt in Otepää lief sie über diese Distanz auf Rang zehn. Kurz nach Jahreswechsel gelang im Rahmen der Tour de Ski über zehn Kilometer mit Rang fünf gar das bisher beste Weltcup-Ergebnis überhaupt, allerdings war in Val di Fiemme in der Masse gestartet worden, während in Lahti wieder der Intervallstart zur Anwendung kommt. Dass ein Rennverlauf unter diesen Auspizien seltsame Wendungen nehmen kann, hat Johannes Eder 2007 in Sapporo erlebt. Der Unterschied ist, dass Teresa Stadlober aufs Glück nicht unbedingt angewiesen ist. (lü, 22.02.2017)