Die "Drei Türme 2.0" bei der Friedhofstraße umfassen laut aktuellem Planungsstand Wohnungen, Büros und Geschäfte sowie ein Hotel.

Visualisierung: Arch. Kneidinger / Arch. Stögmüller Linz

Linz – Nicht nur Wien, auch Linz wächst immer weiter in die Höhe. Gebaut wird aktuell zwar nur an einem Turm. Mindestens fünf weitere Wohnhochhausprojekte befinden sich aber in Planung. Neben ihrer Höhe haben sie noch einen Punkt gemeinsam: Sie werden heiß diskutiert. Denn nicht nur Anrainer befürchten die Minderung ihrer Lebensqualität und die Zerstörung historischer Ensembles.

"Ein Hochhaus kann toll sein und eine Stadt prägen", sagt Lorenz Potocnik, Neos-Gemeinderat und Stadtentwickler. "Ein Hochhaus kann die Stadt aber auch 70 oder hundert Jahre dominieren." Ihm fehlt derzeit ein klares Konzept auf städtischer Seite, daher gebe es ausschließlich Anlassplanungen.

Beirat "nicht dafür konzipiert"

Der vierköpfige Beirat für Stadtgestaltung, dem die Projekte vorgelegt werden müssen, sei nicht dafür konzipiert, die Projekte aus stadtentwicklerischer Sicht zu beurteilen, meint Potocnik. Er fordert stattdessen verpflichtende Wettbewerbe als qualitätssichernde Maßnahme, "um lokale Netzwerke zu durchbrechen und anderes, nationales und internationales Know-how reinzubringen".

Zwei der derzeit in Planung bzw. im Baubewilligungsverfahren befindlichen Projekte stammen aus dem Büro von Jörg Stögmüller: Ein aus drei Hochhäusern bestehender Gebäudekomplex an der Friedhofstraße, der gemeinsam mit dem Architekturbüro Kneidinger geplant wurde, sowie ein Wohnhochhaus bei der Grünen Mitte, für das derzeit das Baubewilligungsverfahren läuft.

Gute Lösung für wachsende Städte

"Urbanität tut der Stadt gut", sagt Stögmüller. Angesichts wachsender Städte und steigender Grundstückskosten hält er Hochhäuser bei entsprechender Qualität für eine gute Lösung: Das Projekt in der Grünen Mitte am Gelände des ehemaligen Linzer Frachtenbahnhofs werde beispielsweise leistbare, freifinanzierte Mietwohnungen bieten. Penthouse-Wohnungen sind nicht geplant, die Grundrisse von unten bis oben ident.

Wichtig findet Stögmüller, dass ein Hochhaus einen Mehrwert für das Umfeld bietet, etwa durch belebte Erdgeschoßzonen. "Natürlich ist ein Hochhaus nicht die ideale Wohnform für hundert Prozent der Menschen", räumt er ein. "Aber ein Einfamilienhaus ist das auch nicht."

Markus Hein, für Wohnbau und Stadtentwicklung zuständiger Linzer Stadtrat (FPÖ), macht "Bausünden" aus der Vergangenheit für das schlechte Image mancher Projekte verantwortlich. Dabei gebe es auch positive Beispiele, den Bosco Verticale in Mailand etwa. Was Hein aber stört: "Jene, die sich prinzipiell und hoch emotional gegen jedes Hochhausprojekt aussprechen, sind oftmals in den Medien überrepräsentiert."

Lux Tower und ...

Am weitesten fortgeschritten ist die Entwicklung des Lux Tower beim Hauptbahnhof. Seit Herbst wird am 76 Meter hohen Turm mit 126 Wohnungen gebaut. Damals startete auch der Verkauf der Wohnungen.

Mittlerweile sind laut Anne Pömer-Letzbor von der City Wohnbau Letzbor GmbH 80 Wohnungen verkauft. Die Quadratmeterpreise für die Wohnungen starten bei 3900 Euro. Die Käufer seien teils Anleger und teils Eigennutzer und hätten alle einen Bezug zu Linz.

Am beliebtesten seien die mittlerweile allesamt verkauften Mikro-Apartments gewesen, die zwischen 30 und 40 Quadratmeter groß sind. Aber auch die beiden Penthouse-Wohnungen seien bereits an einen Käufer vergeben, der sich die Wohnungen zusammenlegen lässt. Besonders wichtig sei für die Käufer die Sicherheit im Gebäude – der Portier im Eingangsbereich zum Beispiel und die Chipkarte, die die Benützung des Lifts ermöglicht.

... Weinturm

Was sich in puncto Wohnhochhäusern sonst noch tut: Am Bulgariplatz ist ein Boardinghouse geplant, Stadtrat Hein rechnet mit einer Baueinreichung im heurigen Jahr. In der Kaarstraße in Urfahr ist das Weinturm-Hochhaus geplant. Die Entscheidung darüber wurde aber vom Beirat für Stadtgestaltung an den Gemeinderat delegiert.

Auch am früheren Standort der Anton-Bruckner-Privatuniversität sind Hochhäuser vorgesehen. Die Entwürfe wurden vom Beirat aber bisher abgelehnt. Bis Ende Jänner wurde daraufhin ein Architekturwettbewerb veranstaltet. Neuigkeiten gibt es aber noch nicht, heißt es vonseiten der Projektentwickler. (Franziska Zoidl, 25.2.2017)