Die Mandlwände im morgendlichen Sonnenschein.
Foto: Christian Wurzer

Der Parkplatz am Berghotel Arthurhaus im kleinen Skigebiet rund um den Hochkeil, dem Hausberg der Bischofshofener, oberhalb von Mühlbach ist fast leer. Nur wenige Auto stehen dort – und jetzt auch wir. Die Sonne strahlt vom Himmel, wärmt uns und die bekannten Mandlwände zeigen sich von ihrer ganzen Pracht. Die Laune steigt und wir folgen der Spur in Richtung Mitterfeldalm. Dabei entstehen schon die ersten tollen Bilder. Es ist sehr still und nicht überlaufen, als wir die Mitterfeldalm erreichen. Der Schnee ist ausreichend, steht aber für den eher durchwachsenen Winter. Der südwestliche Schoberkopf mit seinen 2708 Metern wartet bereits sehnsüchtig auf uns.

Christian auf der Spur zur Mitterfeldalm – der Salzachpongau liegt unter dem Nebel.
Foto: Sabrina Schulze

Aufstieg vorbei an der Goasnosn und hinauf in die Wildnis

Wir queren zuerst unterhalb der steilen Lawinenhänge hinüber ins Ochsenkar: Von der Hütte traversiert man dabei in nordwestlicher Richtung ein Stück abwärts zu einer kleinen, baumumstellten Felseninsel im Hang – von den Einheimischen auch liebvoll "Goasnosn" genannt. Ich mache aus der Goasnosn einen Klettersteig, nutze das dort fixierte Drahtseil zum festhalten und kann die Ski anlassen. Danach queren wir problemlos weiter bis in die Mulde des unteren Ochsenkares.

Querung ins Ochsenkar.
Foto: Christian Wurzer

Die Sonne stärkt jeden – ob Mensch oder Tier

Durch die Mulde steigen wir noch ein Stück auf, biegen dann aber nach rechts ab und über einen Rücken empor. Wir machen eine kurze Pause, denn heute bin ich diejenige, die schwächelt. Heute zieht es sich. In westliche Grundrichtung steuern wir die Torsäule an und gehen an dieser links vorbei. Links von uns entdecken wir eine Herde Gämse, die die Sonne genießen. Bevor wir die Kamera bereit haben, sind sie auch schon weg. Leider. Die Umgebung wird rauer und mit zunehmender Höhe wird es wirklich wild hier. Zum Sonnenschein gesellt sich jetzt auch der eisige Wind. Hier oben ist es im Winter fast nie windstill. Im Kessel pausieren wir wieder kurz.

Das Schoberschartl zeigt sich von der wilden Seite

Wir entschließen uns noch auf das Schoberschartl (2570 Meter) aufzusteigen und uns die Bedingungen am Plateau anzuschauen. In einem Rechtsbogen und einigen Spitzkehren kommen wir oben an und stellen akuten Schneemangel fest. Zum Gehen geht es natürlich, aber Genuss ist das keiner.

Zur und an der mächtigen Torsäule vorbei.
Foto: Christian Wurzer

Am Schoberschartl biegen wir also rechts ab und steuern mäßig steigend den unscheinbaren und Gipfelkreuz-losen südwestlichen Schoberkopf (2708 Meter) an. Der Hochkönig und das Matrashaus stehlen den Schoberköpfen vermutlich immer die Show – so wie sie da oben glänzend stehen und fast 3000 Meter Höhe erreichen. Aber die Tour auf den südwestlichen Schoberkopf (2708 Meter) ist eine echte Empfehlung abseits des Mainstreams – mindestens genau so schön.

Im Schoberschartl sind Zweidrittel der Höhenmeter geschafft.
Foto: Christian Wurzer
Auf den letzten Metern zum Gipfel des südwestlichen Schoberkopfs.
Foto: Christian Wurzer

Ein Gipfel ohne Kreuz, kaum Schnee und Wind – aber es bleibt ein perfekter Augenblick am südwestlichen Schoberkopf mit Wildnis und Ruhe pur. Man steht ganz weit oben und ist weit weg vom Alltag. Dafür lieben wir das Hochkönigmassiv mit seinen einsamen Gipfeln. 

Eine Abfahrt wie auf rohen Eiern

Wir fahren ganz vorsichtig ab – im Prinzip wie auf rohen Eiern. Es ist wirklich fast alles abgeblasen und der Felskontakt ist vorprogrammiert. Zwischendurch haben wir dann aber noch ein paar Pulverschwünge und kommen so ganz gut wieder runter. Nach der Goasnosn fellen wir wieder auf und gehen retour zur Mitterfeldalm. Knappe 1400 Höhenmeter haben wir in den Beinen, als wir das Auto wieder erreichen und wissen: Wir kommen natürlich wieder. Diese Tour ist auch im Sommer sehr reizvoll, dann sollte man sich aber auch etwas Zeit zur Einkehr auf der Mitterfeldalm nehmen.(Sabrina Schulze, Christian Wurzer, 7.3.2017) 

Der Hochkönig und das Matrashaus im Hintergrund – wir auf dem Gipfel des Schoberkopfs.
Foto: Christian Wurzer
Ein paar Pulverschwünge bei der Abfahrt im Ochsenkar.
Foto: Christian Wurzer

Dieser Beitrag erschien zuerst auf: wusaonthemountain.at.