Die erfolgreiche Auktion bescherte Auktionatorin Newman kurzfristig den Beinamen "purple reine".

Foto: Sotheby’s

London/Wien – Werke Gustav Klimts wissen nicht nur Museumsbesucher, sondern auch vermögende Sammler zu begeistern. Dass jemand 60 oder auch 150 Millionen Dollar für eines seiner Gemälde zu zahlen bereit ist, freut die Akteure des Kunstmarktes und hinterlässt andere bisweilen ratlos.

Der stattlichen Preisentwicklung seiner Ölbilder sei Dank, können die wenigen privaten Besitzer solcher Kaliber derzeit jedenfalls auf Renditen von wenigstens 70 Prozent und mehr hoffen.

Als sein Bauerngarten 1994 bei Christie's angeboten wurde, war das Interesse enden wollend. Den Zuschlag erteilte man dem einzigen Bieter zum Limit, und für 3,7 Millionen Pfund nannte der kanadische Sammler David Graham fortan das Gemälde von 1907 sein Eigen. Seither war es als Leihgabe bei vier Ausstellungen zu sehen: 2002 etwa im Belvedere und zuletzt 2016 in der Royal Academy of Art (London).

Ausgestattet mit einer Garantie, gelangte das prachtvolle Landschaftsmotiv Mittwochabend bei Sotheby's zur Versteigerung. Dass Helena Newmans purpurfarbenes Kleid ("custom made by Catherine Walker") perfekt mit den Klimt'schen Blüten im Hintergrund korrespondierte, sei erwähnt. Mit 35 Millionen Pfund eröffnete die Leiterin des Impressionist-Departments den Reigen und dirigierte fünf übers Telefon zugeschaltete Bieter. Jener von Andrea Jungmann, Chefin der österreichischen Sotheby's-Niederlassung, behielt die Oberhand: 47,97 Millionen Pfund (56,07 Mio. Euro) markieren den höchsten je für ein Landschaftsmotiv Klimts erzielten Preis. Wohin das Bild abwandert, ist unbekannt.

Porträt einer Geliebten

"Ein sensationelles Ergebnis", urteilt auch Alfred Weidinger (Belvedere). Er hoffe, "dass das Gemälde nicht in einem Zollfreilager verschwindet", sondern für den Leihverkehr verfügbar bleibe. Der Wunsch des Klimt-Experten: ein Terzett, zusammen mit dem zweiten Bauerngarten (1908) und den Sonnenblumen (1907) aus dem Belvedere-Bestand.

Für einige Überraschung sorgte Klimts Frühwerk Mädchen im Grünen (ca. 1898) bereits im Vorfeld: Wie berichtet ("Verschwundene Marie", Standard , 3. 2.), hatte es hier Unklarheiten bezüglich der Provenienz gegeben, die kurz vor der Auktion geklärt wurden. "Wir haben uns mit Sotheby's geeinigt", bestätigt Alfred Noll namens seiner Mandantin.

Die Identifikation der Dargestellten wurde während der Versteigerung zum Zünglein an der Waage. Laut Marian Bisanz-Prakken, Expertin für Klimt-Zeichnungen, handle es sich dabei um Maria Ucicka, mit der Klimt eine Affäre und einen unehelichen Sohn hatte: Gustav Ucicky, dessen Witwe 2013 die "Gustav Klimt Wien 1900 Privatstiftung" gründete. Deren Vorstand Peter Weinhäupl setzte sich mit umgerechnet 5,05 Millionen Euro (inkl. Aufgeld) gegen zahlreiche Saal- und Telefonbieter durch. (Olga Kronsteiner, 2.3.2017)