Die vieldiskutierte Bankomatgebühr lehnen die Experten der Arbeiterkammer weiter klar ab. Der Zugang zum eigenen Geld dürfe nicht extra kosten.

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Wien – Die Miete überweisen per Onlinebanking, Geld einzahlen und Münzen wechseln beim Automaten im Bankfoyer – Bankkunden sind die Selbstbedienung gewohnt. Dass Banken aber dennoch immer neue Wege finden, um Kunden neben den Kontogebühren zur Kasse zu bitten, das ist den Konsumentenschützern der Arbeiterkammer (AK) schon lange ein Dorn im Auge.

Von hohen Überziehungszinsen über Bankomatgebühren bis hin zu Spesen für die Geldabhebung am Schalter – die Liste ist lang. Und sie wird offenbar immer länger. So zeigt der aktuelle Bankenmonitor der AK, dass acht von zwölf im November untersuchten Banken in Wien an der Preisschraube bei 53 Dienstleistungen aus den Bereichen Zahlungsverkehr, Sparen, Kredit und Wertpapiere gedreht haben; zum Teil habe es sogar saftige Spesenerhöhungen gegeben. Dabei geht es immer um die Preise für Neuabschlüsse.

"Jeder Handgriff kostet"

"Während Bankfilialen geschlossen, Mitarbeiter gekündigt werden, werden Konsumenten immer mehr in die Selbstbedienung gedrängt. Viele Preise sind in der Kontoführung nicht inkludiert, für jeden Handgriff wird extra kassiert", fasste Gabriele Zgubic, Leiterin der Abteilung für Konsumentenpolitik in der Arbeiterkammer, die Ergebnisse der Erhebung am Donnerstag bei einer Pressekonferenz zusammen.

Für ein neues Gehaltskonto ohne Überziehungsrahmen legte man im Jahr 2015 laut AK durchschnittlich 88 Euro aus. Im Jahr 2016 beliefen sich die Kosten bereits auf 110 Euro. "Das entspricht einer Erhöhung der jährlichen Kontokosten um rund ein Viertel", rechnet AK-Konsumentenschützer Christian Prantner vor. Eine Erhöhung innerhalb der Teuerungsrate sei durchaus in Ordnung, alles andere gehe aber nicht.

Nicht alles ist in Kontopaketen inkludiert, zum Beispiel nur eine gewisse Anzahl von Kontoauszügen oder Überweisungen. "Es wird damit immer intransparenter und ein Vergleich immer schwieriger." Neben der bemängelten Intransparenz weisen die Experten der Arbeiterkammer schon seit Jahren auf die Höhe der Überziehungszinsen hin: Diese sei "völlig abgekoppelt vom aktuellen Zinsmarkt".

Die Überziehungszinsen seien nicht nur nicht gefallen – angesichts der derzeitigen Zinslage für Zgubic und Prantner unverständlich –, sondern sogar leicht gestiegen. Für die Banken sind Überziehungszinsen ein großes Geschäft. Bei 5,2 Millionen Gehalts- und Pensionskonten in Österreich könne man davon ausgehen, dass 35 Prozent ihr Konto einmal, immer wieder oder ständig überziehen. "Bei einem Minus von durchschnittlich zwischen 1.000 und 2.000 Euro pro Jahr betragen die Zinsen für die Kontoüberziehung zwischen 182 und 360 Millionen Euro pro Jahr", so Zgubic.

Die Experten der AK bekräftigen daher ihre Forderung nach einer Regulierung der Überziehungszinsen, die sich zum Beispiel auf den Drei-Monats-Euribor mit einem fixen Aufschlag festlegen ließen. Eine Forderung, die die Arbeiterkammer schon seit Jahren immer wieder stellt. Zgubic hofft, dass noch in diesem Jahr eine gesetzliche Regelung zustande kommt.

Nein zu Bankomatgebühr

Zum Thema Bankomatgebühr gibt es ein "klares Nein" der AK-Konsumentenschützer. Der Zugang zum eigenen Geld dürfe nicht "noch einmal kosten", da ohnehin schon eine Konto- oder Bankomatkartengebühr eingehoben werde. Eine flächendeckende Bankomatgebühr von zwei Euro pro Behebung würde die jährlichen Kontokosten je nach Nutzung um 47 bis 127 Prozent erhöhen. Vielnutzer mit 400 Buchungen im Jahr würden dann statt 126 auf 286 Euro kommen, Wenignutzer (160 Buchungen) auf 151 statt 103 Euro und Normalnutzer (280 Buchungen) auf 208 statt 108 Euro.

Mehr Transparenz würde auch die Banken unter Druck bringen und die Kunden vielleicht zum Bankenwechsel bewegen. Doch der Österreicher ist auch ein Kontowechselmuffel. Oder, wie es Prantner sagt: "Die Österreicher sind vielleicht die bankloyalsten Kunden der Welt."

"Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis"

Österreichs Bankensprecher Franz Rudorfer hat am Donnerstag auf das im Vergleich zu anderen Ländern gute österreichische Preis-Leistungs-Verhältnis "rund ums Konto" verwiesen.

Auf die Kritik der AK über die hohen Spesen ging Rudorfer in einer Aussendung nicht direkt ein. Stattdessen pries er die "vielen weiteren Dienstleistungen", die ein Konto bei einer österreichischen Bank biete. Außerdem werde das Angebot mit der Digitalisierung ständig weiterentwickelt. Und: Heimische Banken schrieben Sicherheit groß, was angesichts steigender Cyberkriminalität ein Gebot der Stunde sei. Bei Überziehungen gebe es seit ein paar Monaten eine gesetzliche Informationspflicht. (roda, 2.3.2017)