Zwei Studios und weitere Flächen mit einem Sanierungsbedarf von 30 Millionen Euro hat der ORF ausgelassen, als er 2014 Sanierung und Zubau des ORF-Zentrums mit 303 Millionen Budget beschlossen hat.

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Wien – Wie kann man das große TV-Theater des ORF und zwei weitere große Studios vergessen, deren Sanierung rund 30 Millionen Euro kostet, wenn man die Sanierung des Küniglbergs kalkuliert? Dafür muss man ein halbes Jahrzehnt zurückblenden.

Die Ausgangslage: Roland Rainers ORF-Zentrum aus den 1970ern ist baufällig. Die Stadt Wien wünscht sich den ORF in eine ganz neue Zentrale in ihrem "Media Quarter" St. Marx. Mit der Chance auf Neubeginn in neuen Strukturen und Risiken eines Großbauprojekts.

ORF-General Alexander Wrabetz (SPÖ) tendiert zum Neubau, sein der ÖVP zugerechneter Finanzdirektor drängt auf einen sanierten Küniglberg mit Zubau als zentralen Wiener Standort. Mit ihm die schwarzen Stiftungsräte, mit Wrabetz nicht alle roten.

Sanierung für 303 Millionen

Eine Vergleichsrechnung stellt Neubau und Küniglberg gegenüber. In St. Marx hätte der ORF drei (große) Studios weniger geplant als er sie auf dem Küniglberg hat. Zur Vergleichbarkeit, heißt es heute, ließ man die Studios auch bei der Kalkulation des Küniglbergs weg. Und dabei blieb es, als der Stiftungsrat 2014 den Standort Küniglberg und noch schwerer kalkulierbare Sanierung für 303 Millionen beschloss.

Bewusst, sagt ORF-General Alexander Wrabetz nun, angesprochen auf (laut Stiftungsräten) vergessene Studios. Als ambitionierte Zielvorgabe des Stiftungsrats. "Wie das geht", soll Wrabetz den Stiftungsräten am 1. Juni erklären.

Denn schon die unkoordinierte Sanierung des großen ORF-Verwaltungstrakts wurde teurer als geplant. Die Mehrkosten gesellen sich zum knappen Budget. Auf Kosten des Neubaus für das Programm, der nun Schritt für Schritt verkleinert wird. Und weil Anrainerproteste den Neubau verzögern, konnte der ORF sein Funkhaus nicht wie budgetiert 2016 verkaufen. Das brachte dem ORF 30 Millionen Minus 2016 ein.

Der Stiftungsrat beschloss Donnerstag mit Mehrheit, das Funkhaus scheibchenweise zu verkaufen. Die vier Tranchen insgesamt sollen laut Wrabetz weiter 35 Millionen bringen. Mit Käufer Rhomberg-Gruppe sei das besprochen, aber nicht endverhandelt. (fid, 2.3.2017)