Das Lehramtsstudium ist kein "Owezahra"-Studium.

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Das Lehramtsstudium genießt in der Gesellschaft nur mäßiges Ansehen. Während man für jegliches technische Studium bewundert wird, hören Lehramtsstudenten öfters: "Na servas, also ich könnt' das nicht, mich dann mit den ganzen Grätzn herumschlagen" – eine groteske Haltung gegenüber der zukünftigen Generation, aber gut.

Das hängt mit den eigenen Erfahrungen zusammen: Alle wissen doch, wie ihre Lehrer damals in der eigenen Schulzeit waren, und in Anbetracht dieser Erfahrungen sind sie wohl der Meinung, dass sowohl das Lehramtsstudium nichts Herausragendes sein kann, als auch die Lehramtsstudenten von einer bestimmten, nur mäßig engagierten Spezies sein müssen. Zugegebenermaßen, es gibt Studierende, die auch offen dafür einstehen, sich für nichts zu interessieren und das Studium "halt irgendwie so rüberzubiegen, damit man dann viel Ferien hat" – das Ganze aber zulasten der zahlreichen Engagierten und Motivierten, die sich im Studium mit ganz anderen Problemen herumschlagen müssen.

"Owezahra"-Image

Man tingelt zum Beispiel – wie ich im vergangenen Semester – hin und her, zwischen mindestens drei Instituten. Irgendwie muss man die Termine von erstem und zweitem Unterrichtsfach sowie vom Institut für Lehrerbildung unter einen Hut bringen. Das ist gar nicht so einfach. O-Ton: "In dieser Übung ist hundert Prozent Anwesenheitspflicht, eine Prüfung einer anderen Lehrveranstaltung ist kein Entschuldigungsgrund, weil ich sicher nicht der Lehrende bin, welcher nachgibt!"

Gleichzeitig hat seit 2014 das volle Lehramtsstudium eine Mindeststudienzeit von sechs Jahren, was jene, die nicht direkt davon betroffen sind, meistens weder wissen noch berücksichtigen. Das prinzipiell schon länger vorgeschriebene Studium trägt insofern vermutlich auch bei zum allgemeinen "Owezahra"-Image. Während mein Freund, der an der TU studiert, also voraussichtlich im Sommersemester 2019 seinen Masterabschluss erlangt, kann ich bei gleichzeitigem Studienbeginn aufgrund des längeren Bachelors und der andauernden Verzögerung durch Überschneidungen und mangelnde Plätze zum selben Zeitpunkt vielleicht gerade einmal mit meinem Bachelorzeugnis auftrumpfen – und dann kommen da noch zwei Jahre Master drauf.

Arbeiten und studieren – (k)ein Leichtes

Stichwort Master: Angelegt soll der ja als "eventuell berufsbegleitend sein". In der Praxis sieht das so aus, dass die Universität nur einige wenige Lehrveranstaltungen zu Zeiten anbietet, die von Berufstätigen wahrgenommen werden können, und wiederum liegt der Ball bei den Studierenden. Auf gut Deutsch heißt das: Wir erwarten, dass ihr schon arbeiten geht, bieten euch dafür aber nicht die nötige Infrastruktur! Dass zwar auch während des Bachelors das Arbeiten gerade bei dringend benötigten Fächern schon möglich wäre, wird dabei von denselben Umständen praktisch verunmöglicht.

Die Schwierigkeit des Nichtverzagens

An manchen Tagen frage ich mich: Wie unattraktiv will man denn den Lehrerberuf und dessen Studium noch gestalten? Das Image ist von vornherein nicht rosig, entscheiden sich dann trotzdem junge Menschen, diesem Studium nachzugehen, so wird dieses von den involvierten Institutionen – bewusst oder unbewusst – über eine deutliche Schmerzgrenze hinweg in die Länge gezogen, was gerade für jene, die eine BHS besucht und anschließend den Präsenz- oder Zivildienst abgeleistet haben, bedeutet, dass sie frühestens mit 26, aber wahrscheinlich viel eher mit 27 oder 28 Jahren das erste Mal die wirkliche Praxis erleben – weil für ausreichende und intensive Einblicke in den Unterricht während des Studiums anscheinend auch nicht genügend Platz in den drei Curricula ist.

Was ich mir wünsche? Ganz, ganz viele junge Leute, die aus eigener Überzeugung Lehrer werden wollen und die negativen Meinungen anderer dabei vorerst ignorieren, eine Verkürzung des Lehramt-Bachelors auf die Standardmindeststudienzeit von drei Jahren oder des Masters auf ein Jahr, und noch viel, viel, viel mehr Praxis in der Ausbildung. (Matthias Fasching, 6.7.2017)