Der langjährige Vizepräsident von Unicredit, Fabrizio Palenzona, hat am Donnerstagabend seinen Hut genommen. Dies hat die Bank in einer kurzen Mitteilung bekanntgegeben. Als offizieller Grund wurde angegeben, dass Palenzona seinen Rücktritt angeboten habe, um die spätestens 2018 vorgesehene Reduzierung der Anzahl der Board-Mitglieder bei der Unicredit zu erleichtern. Nach dem Abgang von Palenzona werden weitere Rücktritte, etwa des Vizepräsidenten Luca di Montezemolo, erwartet. Die Anzahl der Vizepräsidenten soll von drei auf einen reduziert werden.

Inoffiziell wird der Rücktritt auch mit dem Urteil des Obersten Gerichts in Zusammenhang gebracht. Dieses hat erst kürzlich bestätigt, dass die Staatsanwaltschaft von Florenz ihre Ermittlungen gegen den seit 1999 amtierenden Unicredit-Vizepräsidenten Palenzona wiederaufnehmen werde. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits 2015 ermittelt, ob Palenzona eine Finanzierung für einen Unternehmer organisiert hat, der dem flüchtigen Chef der neuen Cosa Nostra in Palermo, Matteo Messina Denaro, nahesteht. Die Ermittlungen wurden abrupt eingestellt und die einst bei der Unicredit beschlagnahmten Unterlagen zurückgegeben. Nun hat das Oberste Gericht geurteilt, dass die Ermittlungen neu aufgenommen werden sollen.

Intrigen im Unicredit-Management

Offensichtlich ist, dass der Rücktritt auch mit dem verringerten Stellenwert der Sparkassenstiftung von Turin (CRT) bei der Unicredit zusammenhängt. Deren langjähriger Vertreter war der 63-jährige Jurist und Politiker Fabrizio Palenzona. Die CRT hatte bei der Kapitalerhöhung der Unicredit nicht voll mitgezogen und ihre Beteiligung unter zwei Prozent gesenkt.

Als einstiger Präsident der Provinz Alessandria (Piemont) war Palenzona auch mit den verschiedensten Intrigen im Unicredit-Management in Verbindung gebracht worden. Er wird als Drahtzieher für den unerwarteten Rücktritt des einstigen Unicredit-Chefs Alessandro Profumo (2010) genannt. Zudem soll er zum Sturz von Profumos Nachfolger Federico Ghizzoni beigetragen haben. Er habe auch nicht für den momentanen Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier gestimmt, sondern Andrea Orcel, Chef des UBS-Investmentbanking, im vergangenen Sommer als CEO favorisiert. Sein Rücktritt sei nur mehr eine Frage der Zeit gewesen, meinen Insider.

Mit dem Rücktritt Palenzonas geht eine Epoche bei der Unicredit zu Ende. Die Zeit, als die Bankstiftungen das Sagen hatten, ist endgültig passé. Mit der jüngsten Kapitalerhöhung haben ausländische Investoren die Oberhand gewonnen. Damit wird sich zweifellos der politische Einfluss auf die Bankenführung verringern. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 3.3.2017)