Alain Juppé will nicht ins Rennen um die französische Präsidentschaft gehen.

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Paris – Der konservative Bürgermeister von Bordeaux, Alain Juppé, hat bei einer Rede am Montagvormittag in seiner Heimatstadt ein Antreten bei der Präsidentenwahl im April erneut ausgeschlossen. Er werde den Kandidaten der Konservativen, François Fillon, nicht ersetzten, sagte er. Er habe zwar zahlreiche Aufrufe erhalten, doch noch ins Rennen einzusteigen, könne diesen aber nicht folgen. "Es ist zu spät für mich." Zudem verkörpere er nicht den Aufbruch zu einer politischen Erneuerung, die von den Wählern gewünscht werde.

Juppé hatte lange als Favorit im Rennen um die konservative Nominierung gegolten, die Vorwahl im Dezember aber überraschend deutlich gegen Fillon verloren. Weil dieser in der Affäre um eine angebliche Scheinbeschäftigung seiner Frau und Kinder immer mehr in die Kritik gerät, hatte es zuletzt geheißen, dass Juppé ins Rennen einsteigt, sollte Fillon verzichten müssen.

"Unser Land ist krank"

Seine Rede nutzte Juppé für einen veritablen Rundumschlag. Neben Kritik an der "radikalisierten" Rechten, der schwachen linken und der "politisch unreifen" und "wankelmütigen" Kampagne des zentristischen Emmanuel Macron ging Juppé auch auf Fillon ein. Dessen Weigerung, sich zurückzuziehen, bezeichnet er als "halsstarrig", Fillon habe sich in eine Sackgasse manövriert: "Was für eine Vergeudung!"

Insgesamt kam Juppé zu einer harten Diagnose: "Unser Land ist krank", sagte er, ohne aber selbst einen Plan für eine Heilung zu präsentieren oder Vorschläge für eine Lösung der Krise in der konservativen Partei aufzuzeigen.

Suche nach Ersatz

Für Montagabend war ein Krisentreffen der Konservativen geplant, bei dem sie über das weitere Vorgehen sprechen wollten. Ins Rennen um die Nominierung hatte sich im Dezember auch Expräsident Nicolas Sarkozy begeben, war dabei aber nur auf Platz drei hinter Juppé und seinem ehemaligen Premier Fillon gelandet. Sarkozy hat seither in mehreren Interviews seinen Rückzug ins Privatleben angedeutet. Seine Anhänger haben laut jüngsten Meldungen Fillon aufgefordert, seine Kandidatur zurückzuziehen und einen geeigneten Ersatz zu suchen.

Umfragen hatten Juppé im Fall eines Antretens den Einzug in die Stichwahl gegen Front-National-Chefin Marine Le Pen vorausgesagt. Fillon liegt hingegen noch hinter dem unabhängigen Kandidaten Macron, der einst Wirtschaftminister von von François Hollande war. Sowohl Fillon als auch Juppé und Macron liegen in Erhebungen für die Stichwahlrunde bisher deutlich vor Le Pen. (red, Reuters, 6.3.2016)