Rüsselsheim/Paris/Detroit – Vor einigen Jahren noch stand der Autobauer PSA Peugeot Citroen kurz vor der Pleite – nun kauft er von General Motors (GM) die Marken Opel und Vauxhall. Der französische Konzern hat eine erstaunliche Wandlung hinter sich.

Für PSA ist es eine Art Stunde Null: Im April 2014 billigen die Aktionäre den Einstieg des französischen Staates und der chinesischen Investmentgesellschaft Dongfeng zu jeweils rund 14 Prozent. Das verschafft dem Konzern auf einen Schlag Kapital in Höhe von 1,6 Mrd. Euro und bannt die Gefahr eines Bankrotts.

PSA war zuvor tief in die roten Zahlen gerutscht, weil in der europäischen Schuldenkrise die Absätze in Südeuropa einbrachen. In der Folge kündigt der Konzern den Abbau von 8.000 Stellen und die Schließung seines Werks in Aulnay-sous-Bois nördlich von Paris an. Beschlossen wird zudem die Aufgabe des traditionellen Firmensitzes nahe des Pariser Prachtboulevards Champs-Elysees. Für Mitte 2017 ist der Umzug in die Vorstadt Rueil-Malmaison geplant.

Neue Aktionäre, neuer Manager

Kurz vor den neuen Aktionären kommt auch ein neuer Manager: Seit dem 1. April 2014 steht der Portugiese Carlos Tavares an der PSA-Spitze. Er hat bei dem französischen Konkurrenten Renault und seinem japanischen Partner Nissan Karriere gemacht. Tavares verordnet PSA ein hartes Restrukturierungsprogramm. Damit wird die Produktion modernisiert, unter anderem nach dem Vorbild von Volkswagen: Auf einer Plattform werden mehrere Automodelle gebaut, die Zahl der Fließbänder wird reduziert. Forschungsprogramme werden eingefroren, unter anderem ein gemeinsames Projekt mit Bosch für einen neuen Hybridantrieb.

Sparen à la Tavares

Die PSA-Mitarbeiter tragen einen großen Teil zum Sparprogramm bei. Auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet der Konzern unter Tavares zwar. Die Gewerkschaften billigen aber zähneknirschend mehrere Vereinbarungen, die die Frühverrentung tausender Arbeitnehmer und die Auslagerung von Arbeitsplätzen vorsehen. Nach Angaben der Gewerkschaft CGT sollen so alleine 2017 bis 2019 mehr als 2.100 Stellen bei PSA abgebaut werden. Die Gewerkschaften beklagen zudem, dass sich durch den Weggang vieler Mitarbeiter die Arbeitsbedingungen verschlechtert haben.

Das Sparprogramm trägt Früchte: Im vergangenen Jahr hat PSA seinen Gewinn um 80 Prozent auf 2,15 Mrd. Euro gesteigert. Der Absatz steigt um 5,8 Prozent auf gut 3,1 Millionen Autos. Der Zuwachs bei den Verkäufen ist vor allem dem wiederbelebten Iran-Geschäft zu verdanken. Dank der schrittweisen Aufhebung der Sanktionen kann der französische Konzern 2016 neue Vereinbarungen mit iranischen Firmen schließen und dort 233.000 Wagen bauen lassen. (APA, 6.3.2017)