Wien – Frauen entscheiden sich an Österreichs Hochschulen für andere Fächer als Männer und nehmen als Folge daraus auch seltener ein weiterführendes Studium (Master, Doktorat) auf. Außerdem studieren sie schneller und erfolgreicher, zeigen Daten der Studierendensozialerhebungen aus 2015 und 2011.

Frauen entscheiden sich im Verhältnis deutlich öfter als Männer für Fächer aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich sowie Lehramtsstudien. An den Unis wählen 29 Prozent ein geisteswissenschaftliches Studium, jede Zehnte lässt sich zur Lehrerin ausbilden; an den Fachhochschulen (FH) entscheidet sich jede Fünfte für Gesundheitswissenschaften, an den Pädagogischen Hochschulen (PH) stellen sie 77 Prozent der Inskribierten. In den technischen Fächern sind Frauen hingegen vor allem an den Fachhochschulen unterrepräsentiert; während sich 58 Prozent der FH-Studenten für Technik oder Ingenieurswissenschaften entscheiden, sind es unter den Frauen nur 17 Prozent.

Diese unterschiedliche Studienwahl führt auch dazu, dass Frauen verhältnismäßig seltener nach dem Bachelor- ein Masterstudium und nach dem Master- bzw. Diplomstudium ein Doktorat anfangen: In technischen Fächern wird einfach generell besonders häufig ein höherer Abschluss angestrebt, in den Geisteswissenschaften besonders selten. Insgesamt gesehen beginnen 77 Prozent der Bachelor-Absolventinnen einen Master, aber 87 Prozent der Absolventen. Beim Doktorat sind die Männer den Frauen um neun Prozentpunkte voraus.

Frauen studieren schneller als Männer

Beim Studientempo und -erfolg schneiden Frauen wiederum besser ab als Männer: An den Unis haben nach 16 Semestern 46 Prozent der Frauen, aber nur 41 Prozent der Männer ihr Studium erfolgreich abgeschlossen. Deutlich größer ist der Unterschied an den FH: Dort schließen fast drei Viertel der inländischen Diplomstudienanfängerinnen ihr Studium in der vorgesehenen Zeit ab, aber nur 61 Prozent der Männer. Auch längerfristig (16 Semester nach Studienaufnahme) weisen Frauen eine um acht Prozentpunkte höhere Erfolgsquote auf als Männer. Anders sieht es allerdings in den männerdominierten Studien Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) aus: Hier liegt die Erfolgsquote der Frauen beim Bachelor zwischen acht und 17 Prozentpunkte unter jener der Männer. Hauptgrund dafür dürfte die unterschiedliche Vorbildung sein: Die höchsten Erfolgsquoten bei den MINT-Studien haben HTL-Maturanten, an dieser Schulform sind Frauen allerdings unterrepräsentiert.

Unterschiede lassen sich auch bei den Motiven für die Studienwahl ausmachen: Frauen verlassen sich dabei häufiger als Männer auf intrinsische Motive wie Interesse am Fach oder Erkenntnisgewinn. Berufsbezogene Motive wie Jobchancen und höheres Einkommen sind hingegen für Männer öfter ein Entscheidungskriterium.

Ein interessantes Teilergebnis liefert die Befragung von Studierenden, die nicht ihr eigentliches Wunschstudium beginnen konnten: 57 Prozent der Frauen, aber nur 35 Prozent der Männer gaben als Grund an, dass sie das Aufnahmeverfahren nicht bestanden bzw. keinen Platz bekommen haben. Auch das liegt allerdings wieder an der speziellen Fächerwahl von Frauen: Betroffen sind hier vor allem die flächendeckend zugangsbeschränkten Fachhochschulen, wo es den bei weitem größten Überhang an Bewerbern in den (vor allem von Frauen gewählten) Gesundheits- und Sozialstudien gibt, sowie die (ebenfalls weiblich dominierten) PH. An den Unis hingegen, wo es nur in gewissen Fächern (u.a. Medizin, Sport, Kunststudien und Massenfächer wie Publizistik, Psychologie, Wirtschaft etc.) Zugangsbeschränkungen gibt, gibt es insgesamt keine Unterschiede bei der Verteilung der Geschlechter. (APA, 6.3.2017)