Prag – Tschechien will den Ausbau seiner Atomenergie-Infrastruktur beschleunigen. Das bestätigte Regierungschef Bohuslav Sobotka am Montag nach einem Gespräch mit dem Regierungsbeauftragten für Atomenergie, Jan Stuller. Laut Sobotka soll das Parlament noch vor der Wahl im Oktober das Baugesetz novellieren, um die Vorbereitungen für den Bau neuer Reaktorblöcke zu verkürzen.

Dukovany-Ausbau ab 2025

"Wenn es gelingt, dann denke ich, dass man die Vorbereitungen um etwa drei Jahre verkürzen kann", sagte Sobotka. Man müsse die Zeit bis zur Wahl für die Verabschiedung der Gesetzesnovelle "maximal nutzen". Der geplante Bau eines fünften Reaktorblocks im südmährischen Atomkraftwerk Dukovany könne auf diese Weise 2025 beginnen. Ein entsprechender Vertrag mit dem Investor würde 2022 unterzeichnet, so Sobotka.

Der nationale Aktionsplan zum Ausbau der Atomindustrie rechnet mit dem Bau je eines neuen Reaktors in Dukovany und im südböhmischen Atomkraftwerk Temelin. In beiden Fällen ist ein weiterer Ausbau noch offen. Beginnen soll der Ausbau in Dukovany, weil das AKW 100 Kilometer nördlich von Wien älter als jenes in Temelin ist.

Sobotka bestätigte außerdem, dass die Regierung dem Investor keine Garantien für die Strompreise geben werde. Stuller sagte dazu, man könne sich das Projekt ohne eine bestimmte Beteiligung des Staates kaum vorstellen.

Wegen der ungesicherten Finanzierung hatte der zu 70 Prozent staatliche tschechische Energiekonzern CEZ 2014 die damals laufende Ausschreibung für den Bau von zwei zusätzlichen Blöcken in Temelin gestoppt. Die tschechische Regierung hatte sich zuvor geweigert Garantien für Mindeststrompreise abzugeben. Der Preis für einen neuen Block wird auf umgerechnet 3,7 Milliarden Euro geschätzt. (APA, 6.3.2017)