So schön, so wenig angenehm für den Menschen: Nahaufnahme einer Klebsiella.

Foto: med uni graz

Graz – Alle sechs Jahre fährt ein Schiff mit einer ungewöhnlichen Mannschaft los, um den ökologischen Zustand und die Wasserqualität der Donau auf ihrem Gesamtverlauf von 2900 Kilometern zu untersuchen. An Bord sind internationale Wissenschafter, von Chemikern über Mikrobiologen bis zu Ornithologen. Sie führen die Joint Danube Survey durch.

Getragen wird die größte multinationale Flussexpedition weltweit von der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau. 2013 fuhr man das letzte Mal sechs Wochen durch zehn Länder und entnahm auf 60 Stationen insgesamt 181 Wasserproben. Forscher aus Graz, konkret das Team um Clemens Kittinger und Gernot Zarfel vom Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin an der Med-Uni Graz, suchten dabei Antibiotikaresistenzen in den genommenen Wasserproben.

Die Aufarbeitung der Proben ist relativ aufwendig, die Ergebnisse wurden nun publiziert und sind nicht gerade beruhigend: "Wir konnten Resistenzen gegen 20 von 21 getesteten Antibiotika nachweisen", sagt Zarfel. Isoliert wurden von den Forschern klinisch relevante Bakterien, die normalerweise im Darm vorkommen: Escherichia coli und Klebsiella. Mehr als ein Drittel der Escherichia coli und 15 Prozent der Klebsiella wiesen zumindest eine Resistenz auf, immerhin zehn Prozent waren sogar multiresistent.

Gefahr bei Immunschwäche

Doch keine Panik: Man kann weiterhin in der Alten Donau baden. Die Proben stammen von Stellen, die nicht den Vorschriften für Badegewässer unterliegen. Auch sind die untersuchten Bakterien normalerweise für Menschen relativ harmlos. "Probleme können aber entstehen, wenn sie dorthin gelangen, wo sie nicht hingehören", sagt Zarfel im Gespräch mit dem Standard, "etwa in offene Wunden oder in die Lunge." Zudem seien Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, Alte oder Kinder gefährdet. Was laut Zarfel auch wichtig ist: "Die Bakterien sind resistenter geworden, aber nicht aggressiver."

Zusätzlich suchte man in Graz nach in Spitälern gefürchteten Enzymen, die wichtige Antibiotika wirkungslos machen. Dabei fanden Zarfel und Kittinger sogar Isolate, auf die man sonst nur auf Intensivstationen trifft. Eines davon trug das Gen für NDM-1 (Neu Dehli Metallo-Beta-Laktamase) und war gegen 18 von 20 Antibiotika resistent. "In Österreich trat dieses erstmals 2010 auf, als ein Patient damit aus Pakistan zurückkam", so Kittinger, "wir waren ein bisschen überrascht, das zu finden." Die Erkenntnisse gelten für den ganzen Verlauf der Donau und liegen in Graz auf Eis "wie eine Zeitkapsel". Interessant werden Vergleiche zur nächsten Studie, die, wenn die Finanzierung klappt, 2019 geplant ist.

Schlechtes Antibiotikamonotoring, bei Selbsttherapie

Kläranlagen können die Bakterien reduzieren, aber nie ganz vernichten, so Zarfel. Ansetzen müsse man "am oberen Ende der Kette, also beim Einsatz von Antibiotika". Das Wasser, dessen Qualität in der Donau an sich nicht schlecht ist, besser zu reinigen, wäre "nur eine Symptombekämpfung". Um Antibiotikaresistenzen vorzubeugen, müsse man früher in der Kette eingreifen. "Das Antibiotikamonotoring ist in Ländern, wo sich Menschen keinen Arzt leisten, aber Antibiotika in der Trafik zur Selbsttherapie kaufen können, schlecht", so Zarfel. (Colette M. Schmidt, 8.3.2017)