Wien – Na bumm. 605 PS. Ehrlich jetzt? Ja, ist so. 605 PS. Da sind wir in einer Kategorie von Sportwagen, wo so bald nicht einer mitkann. Als direkter Konkurrent steht nur der E-Klasse Kombi von AMG da, sonst müsste man auf Ferrari oder Lamborghini zurückgreifen, um eine ähnliche Leistung abzurufen. Alle anderen würden recht bald im Rückspiegel verblassen. Und dabei ist das einer von jenen Kombis, denen gemeinhin eine gewisse Biederkeit nachgesagt wird. Das kann man vom Audi RS6 so nicht behaupten, dafür ist er einfach zu schnell und zu exotisch, da sieht man nicht allzu viele davon auf der Straße.

Ein schöner und eleganter Kombi von allen Seiten, die schreckliche Bestie, die in ihm wohnt, ist dem Audi RS6 kaum anzusehen.
Foto: Andreas Stockinger

Platz für die Familie und reichlich Gepäck wäre jedenfalls vorhanden. Natürlich stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines solchen Fahrzeugs, und sie lässt sich nicht vernünftig beantworten. Dazu kommt der Preis, ab 150.000 Euro, mit ein bisschen Schnickschnack, den man ja ungerne missen mag, ist man rasch bei 180.000 Euro – und kriegt dafür dann doch einen Kombi.

Foto: Andreas Stockinger

Die Leistung ist jedenfalls "mind blowing", eine irre Beschleunigung und ein sattes Drehmoment. Acht Zylinder, vier Liter Hubraum, Turboaufladung – und der Audi bringt die Leistung dank Allradantrieb ohne Rucken oder Quietschen auf die Straße. Schneller, als man denken kann, steht man mit dem Gasfuß im Kriminal. Die wahre Kunst ist aber jene des gemütlichen Langsamfahrens, das kann der RS6 perfekt. Der Genuss ist die Ahnung des Drucks, der sich aufbaut, wenn man vorsichtig am Gaspedal nippt, da muss man nicht immer röhren und rasen. Aber andererseits sitzt man dann vielleicht doch im falschen Auto, und die Idee, den Porschefahrer nebenan zu demütigen, mag reizvoll sein, ist aber reichlich unerwachsen, vor allem für einen Audi-Fahrer. (Michael Völker, 15.3.2017)

Foto: Andreas Stockinger

Nachlese:

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