Die Bayern reisen mit breiter Brust nach London.

APA/AFP/ODD ANDERSEN

London/Neapel/Wien – Die Situation scheint aussichtslos: Arsenal benötigt am Dienstag (20.45 Uhr) gegen Bayern München schon ein Wunder, um nicht zum siebenten Mal in Serie im Achtelfinale der Champions League auszuscheiden. Die Bayern kommen mit einem 5:1-Vorsprung nach London.

Die Bayern scheinen zum richtigen Zeitpunkt der Saison zur Hochform aufgelaufen. Zuletzt gab es in der Liga klare Siege gegen den Hamburger SV (8:0) und beim 1. FC Köln (3:0), dazu im Cup ein 3:0 gegen Schalke. Arsenal dagegen bekämpft mit drei Niederlagen in den vergangenen vier Ligaspielen eine veritable Krise.

Unterschätzen wollen die Bayern die angeschlagenen Londoner dennoch nicht. "Wir haben einen großen Vorteil. Aber Arsenal ist gefährlich, deswegen müssen wir Vollgas geben, um zu gewinnen", sagte Javi Martinez, der zuletzt in Köln mit David Alaba die Innenverteidigung bildete. In London dürfte Alaba wieder als Linksverteidiger aufgeboten werden.

Rummenigge mahnt zur Ernsthaftigkeit

Fünfmal in Serie haben die Bayern zumindest das Semifinale erreicht. Nach ihrem jüngsten Erfolgslauf träumen die Münchner bereits vom ersten CL-Titel seit dem Triple von 2013. Arsenal soll nur der nächste Schritt sein. "Die Tür ist auf, aber wir müssen jetzt noch seriös und respektvoll durchgehen", erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. "Wir machen keinen Betriebsausflug."

Ein 1:5 aus dem Hinspiel hat in der Champions League bisher noch niemand gedreht. Das bisher größte Comeback gelang Deportivo La Coruna im Viertelfinale 2004. Damals besiegten die Spanier nach einem 1:4 in Italien den AC Milan im Rückspiel zu Hause noch mit 4:0 und zogen in die nächste Runde ein. Milan-Trainer war damals der heutige Bayern-Erfolscoach Carlo Ancelotti.

Arsenal mit Personalsorgen

Arsenal muss wohl weiterhin auf Mesut Özil verzichten. Der Deutsche dürfte nach seiner Krankheit körperlich noch nicht in der Lage sein, im Kader zu stehen, meinte Trainer Arsene Wenger. Dazu herrscht Rätselraten über die Zukunft von Alexis Sanchez, der am Samstag im Schlager gegen Liverpool (1:3) nicht in der Startformation war.

Einen Trainingskonflikt von Sanchez mit Teamkollegen wies Wenger zurück. "Ich weiß von nichts, nichts ist passiert." Der Chilene sei ein ehrgeiziger Spieler, der teils überreagiert. "Aber so etwas gibt es immer wieder in einer Mannschaft. Es ist keine ideale Situation, aber wir werden uns selbst eine Chance geben."

Napoli darf noch hoffen

Zumindest etwas offener scheint das Duell zwischen Napoli und Real Madrid (Hinspiel: 1:3). Den Italienern würde zu Hause ein 2:0-Sieg reichen, um den Titelverteidiger zu eliminieren. Die Offensivpower dazu hat die torgefährlichste Mannschaft der Serie A (62 Treffer in 27 Ligaspielen) mit Dries Mertens, Marek Hamsik, Hinspiel-Torschütze Lorenzo Insigne und Jose Callejon.

Für Napoli gilt es allerdings ebenso, Schauplätze abseits des Rasens auszublenden. Nach dem 1:3 im Hinspiel in Madrid hatte Klubpräsident Aurelio De Laurentiis öffentlich das Team kritisiert und ihm einen Medienboykott auferlegt. Seither haben Trainer Maurizio Sarri und die Spieler keine Interviews gegeben.

Auch bei Real ist trotz eines 4:1 am Samstag in Eibar nicht alles eitel Wonne. Die Madrilenen haben die Tabellenführung bei einem Spiel weniger vergangene Woche an Barcelona verloren. Zumindest steht Cristiano Ronaldo nach leichten Knöchelproblemen wieder zur Verfügung.

BBC nicht mehr unumstritten

Trainer Zinedine Zidane kann damit seinen Paradesturm mit Gareth Bale, Karim Benzema und Ronaldo, genannt "BBC", aufbieten. Dieser ist aber nicht mehr unumstritten. Weil Benzema zuletzt schwankende Leistungen zeigte, Bale in der Liga ausgeschlossen wurde und selbst Ronaldo erst zwei CL-Saisontore erzielt hat, mehrt sich die Kritik.

Junge Kräfte wie Nacho, Asensio und Lucas Vazquez drängen nach. Spanische Medien bedienten daher vor dem Spiel in Neapel einige ungewöhnliche Statistiken: Mit "BBC" gewinnt Real 69 Prozent seiner Spiele. Fehlt zumindest einer der drei Stars, erhöht sich die Quote auf 76 Prozent. (APA, 6.3.2017)