Elefanten (im Bild eine Herde in der Wüste Kalahari) allein reichen noch nicht, um ein Land auf das Radar von Touristen zu bringen.

Foto: Constantin Film

Wien/Berlin – Wenn am Mittwoch in Berlin die weltgrößte Tourismusmesse ITB ihre Tore öffnet, wird Botswana besonders grell im Scheinwerferlicht stehen. Die Republik im Süden Afrikas ist heuer Partnerland der Internationalen Tourismusbörse und kann sich schon jetzt erhöhter Aufmerksamkeit sicher sein – wie in den Jahren davor die Malediven, die Mongolei, Mexiko oder Indonesien.

Was aber sind die Voraussetzungen, damit ein touristisches Leichtgewicht auf den Radarschirm der internationalen Reiseindustrie kommt und nachhaltig vom Tourismus profitieren kann? "Eine der Grundbedingungen, um für Touristen attraktiv zu werden, scheinen Wirtschaftsreformen zu sein. Das zeigt sich nicht nur, aber auch am Beispiel von Botswana", sagt der Strategieberater Stefan Höffinger im STANDARD-Gespräch.

Starkes Wirtschaftswachstum

Botswana, das an Sambia, Namibia, Simbabwe und die Republik Südafrika grenzt und mehr als doppelt so groß ist wie Deutschland, gilt seit den 1990er-Jahren als afrikanisches Musterland mit Marktwirtschaft und wenig staatlicher Regulierung. Mit einem Wirtschaftswachstum zwischen fünf und zehn Prozent pro Jahr hat sich Botswana von einem der ärmsten Länder der Welt zu einem aufstrebenden Land mit mittlerem Einkommen entwickelt. Erst die letzten Jahre hat sich das Wachstum etwas abgeschwächt.

Eine Stütze der Wirtschaft ist noch immer der Bergbau, insbesondere die Diamantenförderung. Das Land profitiert nun aber zunehmend vom Tourismus. Ein Großteil der zuletzt mehr als zwei Millionen Besucher fahren auf Safari in die Kalahari Wüste und/oder steuern das Okawangodelta an. Höffinger: "Sehenswürdigkeiten gibt es auch in anderen Ländern. Trotzdem fahren dort nur wenige Touristen hin."

Bhutan mit Parallelen zu Botswana

Ein weiterer Beleg, dass Wirtschaftsreformen und Tourismus Hand in Hand gehen, ist laut Höffinger Bhutan. Das kleine Königreich im Himalaja weist laut seiner Beobachtung einige Parallelen zu Botswana auf. Beides sind Binnenländer und setzen auf qualitativ hochwertigen Tourismus. Beide gelten darüber hinaus als sichere Reiseländer und sind laut Transparency International wenig anfällig für Korruption. Von 2010 bis 2014 sind die Touristenzahlen in Bhutan von 41.000 auf 134.000 gestiegen und dürften heuer bei gut 160.000 liegen. Nun gehe es darum, diese Entwicklung abzusichern und aus Einmalbesuchern "Wiederholungstäter" zu machen.

Neben einer starken Wirtschaft spielten Unverwechselbarkeit und Sicherheit eine zentrale Rolle, um auf die Tourismusweltkarte zu kommen und dort zu bleiben. Wie rasch der Absturz gehen kann, wenn einer oder mehrere Pfeiler beschädigt sind, zeigten laut Höffinger Algerien und Tunesien, die nach einer Serie von Anschlägen 2015 ein Viertel ihrer Ankünfte einbüßten. Noch härter hat es die Türkei getroffen, die im Vorjahr ein Minus von 30 Prozent bei den Ankünften verzeichnet hat und wohl auch heuer Rückgänge wird hinnehmen müssen. (Günther Strobl, 7.3.2017)