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Das größte Schweizer Medienhaus Tamedia testet ein Bonusmodell für Online-Journalisten.

Foto: Reuters / Denis Balibouse

Lausanne/Wien – Das Schweizer Medienhaus Tamedia will Journalisten künftig mit einem Bonusmodell zusätzliche Anreize bieten: Laut Medienberichten sollen Journalisten, die besonders viele Klicks generieren, Bonuszahlungen erhalten. Die Geschäftsführung erwarte sich von dem neuen Modell attraktivere Texte und mehr Leser.

Getestet wird das Prämiensystem seit Anfang Februar bei dem auf Eilmeldungen spezialisierten "Newsexpress". Dem Journalisten, der die höchste Zahl an Klicks erziele, würden pro Trimester 800 Franken (734 Euro) überwiesen, berichtet nzz.ch. Für den Zweitplatzierten gebe es 500 (459 Euro) und für den Drittplatzierten 300 Franken (276 Euro). Kann ein Team seine Zugriffe im Vergleich zum Vormonat steigern, erhält es 1500 Franken (1377 Euro).

Ziel sei es, neutral formulierte Agenturtexte leserfreundlicher zu gestalten. "Und zwar so, dass der Leser Wertigkeit, Relevanz und Bedeutung eines Themas für sein eigenes Leben erkennt. Diesen Veredelungsprozess möchten wir mit der Massnahme in diese Richtung fördern", sagte Peter Wälty, bei Tamedia für Digital News und Developement verantwortlich, dem Branchenportal persoenlich.com.

Kritiker weisen auf die Gefahr hin, dass sich Journalisten durch dieses Modell ermuntert sehen könnten, nur noch solche Artikel online zu stellen, die hohe Klickzahlen versprechen und andere nicht mehr vorkommen lassen. Tamedia misst nicht, ob ein Online-Artikel tatsächlich gelesen wird, sondern nur, ob er von einem Besucher aufgerufen wurde.

Journalisten mit Eigengeschichten und Reportagen sind von dem Testversuch ausgenommen.

Die Tamedia-Gruppe gibt in der Schweiz unter anderem die Gratiszeitung "20 Minuten" heraus, die reichweitenstärkste Tageszeitung des Landes. Sie hält 25,5 Prozent an Eva Dichands Gratiszeitung "Heute" und mit 51 Prozent die Mehrheit an der Digitalgesellschaft des österreichischen Verlags. Pläne für "Heute", das Modell zu übernehmen, gebe es nicht, sagt "Heute"-Chefin Eva Dichand auf Anfrage: "Es ist nicht im Gespräch für ,Heute'." (red, 7.3.2017)