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Artur Moraes, Goalie von Chapecoense, und sein Team wurden nach ihrer Ankunft in Venezuela von den gegnerischen Fans herzlich empfangen.

Reuters/Marco Bello

Maracaibo/Wien – Es war der 29. November des Vorjahres, als die Nachricht von der Tragödie publik wurde. Die Mannschaft des brasilianischen Fußball-Erstligisten AF Chapecoense saß im Flieger auf dem Weg zum Finalhinspiel um die Copa Sudamericana, das südamerikanische Pendant zur Europa League, im kolumbianischen Medellin. Der Pilot des Charterfluges verzichtete, womöglich aus Kostengründen, auf einen notwendigen Tankstopp. Wenige Kilometer vor dem Flughafen zerschellte die Maschine an einem Berg. 71 Menschen starben, darunter 19 Fußballer und 24 Betreuer und Begleiter der Mannschaft.

Welle der Empathie

Was in den Tagen und Wochen danach folgte, war eine Welle der Empathie und der Solidarität. Brasiliens Präsident Michael Temer rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Der Finalgegner aus Medellin, Atletico Nacional, bat den Fußballverband CONMEBOL, den Titel Chapecoense zu verleihen. Die Präsidenten der Topklubs Brasiliens stellten eine Anfrage an den Fußballverband CBF, nach der Chapecoense zumindest drei Jahre lang nicht absteigen darf und in der kommenden Saison kostenlos Leihspieler abgestellt bekommen soll.

Die ehemaligen Topstars Ronaldinho, Zé Roberto sowie der Isländer Eiður Guðjohnsen boten sich Chapecoense als Neuzugänge an. Cafu, Weltmeister von 1994 und 2002, absolvierte seine öffentlichen Auftritte über längere Zeit nur noch im Trikot des Klubs aus Südbrasilien, "Força Chape" hallte es weltweit aus den Fankurven. Die Familien der Verunglückten erhielten Spendengelder von Klubs und Faninitiativen weltweit, dazu kamen die Einnahmen aus mehreren Benefizspielen in und außerhalb Brasiliens. Von Seiten der Online-Plattform "Netflix" kam sogar ein Angebot zur Verfilmung der Geschehnisse. Der Verein will die Entscheidung darüber, der Pietät halber, jedoch von den Angehörigen der Verunglückten abhängig machen.

Der Spielbetrieb wurde aufrechterhalten. Zu der Handvoll Spieler, die das Drama überlebten oder die Reise nach Kolumbien aufgrund von Sperren oder Verletzungen nicht antrat, wurden 22 neue Profis, die meisten davon Leihspieler, und ein neuer Trainer, verpflichtet.

Erfolgreicher erster Auswärtseinsatz

Erstmals nach dem Flugzeugabsturz ist "Chape" im Rahmen der Copa Libertadores, der Champions League Südamerikas, nun wieder zu einem Spiel ins Ausland gereist. Nach einem fast 30-stündigen Flug mit zwei Zwischenstopps landete das Team am Montag im venezolanischen Maracaibo, wo in der Nacht auf Mittwoch Atletico Zulia 2:1 besiegt wurde. Spieler und Trainer wurden am Flughafen von Maracaibo von den Heimfans mit Applaus empfangen.

Für den historischen ersten Treffer des Klubs sorgte Reinaldo (33.) mit einem direkt verwandelten Kunst-Freistoß von der Torauslinie. Nach der Pause erhöhte Luiz Antônio (69.) mit einem Distanzschuss aus 17 Metern. Für die Gastgeber verkürzte vor rund 40.000 Zuschauern in der Karibikstadt Maracaibo der Ex-Mönchengladbacher Juan Arango (78.), der zu Jahresanfang nach 19 Wanderjahren in seine Heimat zurückgekehrt war. (APA, sid, red, 7.3.2017)