Tokio – In Japan soll ein 110 Jahre altes Gesetz zur Strafverfolgung von Vergewaltigungen reformiert werden. Das Kabinett in Tokio beschloss am Dienstag eine Reform, die härtere Strafen für Täter vorsieht und die Einleitung von Strafverfahren erleichtern soll. Das derzeit geltende Gesetz zu Vergewaltigungen war 1907 in Kraft getreten.

Da es ein großes Interesse der Bevölkerung an dem Gesetz gebe, werde die Regierung ihr "Bestes tun, es schnell zu verabschieden", sagte Justizminister Katsutoshi Kaneda vor Journalisten. Das Parlament soll schon bald über die Reform abstimmen.

Erstmals Männer als Opfer

Die Mindeststrafe für Vergewaltigungen soll von derzeit drei auf fünf Jahre angehoben werden. Außerdem sollen künftig Ermittlungen wegen Vergewaltigung eingeleitet werden können, auch wenn das mutmaßliche Opfer keine Anzeige erstattet hat. In dem neuen Gesetz werden erstmals auch Männer als Opfer von Vergewaltigungen anerkannt.

Die japanische Polizei hatte 2015 rund 1.200 Vergewaltigungen registriert und damit deutlich weniger als die jährlich mehr als 2.000 im Jahrzehnt zuvor. Eine Untersuchung des Justizministeriums ergab aber, dass fast drei Viertel der Vergewaltigungsopfer ihre Peiniger nicht anzeigen. Nach Angaben von Opferverbänden sind die Betroffenen oftmals zu traumatisiert für diesen Schritt oder verzichten aus Scham auf eine Anzeige. (APA, 7.3.2017)