Ernst von Glasersfeld wird posthum mit einem Symposion in Innsbruck gewürdigt.

APA/HERBERT NEUBAUER

Innsbruck/Wien – Es sind wohl mehr als Zufälle, dass gleich zwei Hauptvertreter des "Radikalen Konstruktivismus" – Heinz von Foerster und Ernst von Glasersfeld – in den letzten Jahren der Monarchie in adlige österreichische Familien geboren wurden, sich früh für Ludwig Wittgenstein interessierten, sehr unkonventionelle Karrieren machten und erst in den USA so richtig bekannt wurden.

Selbst ihre beiden Nachlässe sind wieder in Österreich gelandet: der von Foersters an der Uni Wien und der von Glasersfelds, der am Mittwoch hundert Jahre alt geworden wäre, an der Uni Innsbruck.

Subjektives Welterkennen

Der Radikale Konstruktivismus, für den von Glasersfeld berühmt wurde, war für diesen "eine unkonventionelle Weise, die Probleme des Wissens und Erkennens zu betrachten". Die Theorie beruht auf der Annahme, dass alles Wissen nur in den Köpfen von Menschen existiert und dass "das denkende Subjekt sein Wissen nur auf der Grundlage eigener Erfahrungen konstruieren kann".

Noch vor seinen erkenntnistheoretischen Arbeiten wurde von Glasersfeld, der 2010 starb, unter anderem durch die Entwicklung der computerunterstützten Sprache Yerkish für Kommunikationsversuche mit Schimpansen in Fachkreisen bekannt. Er lieferte aber auch wichtige Beiträge zur Lerntheorie.

Konstruktiv(istisches) Weiterdenken

Zum 100. Geburtstag des Philosophen, Kommunikationswissenschafters und Kognitionspsychologen findet vom 20. bis 22. April eine vom Philosophen Josef Mitterer mitorganisierte Konferenz an der Uni Innsbruck statt, bei der von Glasersfelds Erbe diskutiert und weitergedacht werden soll, konstruktiv(istisch) versteht sich. (tasch, 8.3.2017)