In "Die Braut" (Donnerstag, 20.15 Uhr, ORF 1) ermitteln Nora Waldstätten als Hannah Zeiler und Matthias Koeberlin als Micha Oberländer zum vierten Mal in "Die Toten vom Bodensee".

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Folge fünf mit dem Titel "Abgrundtief" folgt am 16. März, 20.15 Uhr, ORF 1.

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STANDARD: Hannah Zeiler wirkt in der vierten Folge von "Die Toten vom Bodensee" ("Die Braut", Donnerstag, 20.15 Uhr, ORF 1) offener und weniger distanziert als in den Folgen zuvor. Wie kommt das?

Waldstätten: Hannah ist aufgrund des Todes ihrer Mutter und dem Verschwinden des Vaters in ihrem Grundvertrauen erschüttert worden. Das ist auch der Grund, warum sie sich so sehr auf Logik, auf das Rationale verlässt und emotional zugemacht hat. Zeiler und Oberländer wurden im ersten Fall zusammengewürfelt und müssen seitdem miteinander klar kommen.

Das Aufeinanderprallen zweier so unterschiedlicher Charaktere macht auch den Charme dieser Reihe aus. Oberländer lässt sie so sein wie sie ist. Und Hannah merkt, dass sie auf ihn bauen, ihm vertrauen kann. Darum macht sie auch mehr und mehr auf, es scheint immer öfter ihr wirkliches Wesen durch. Und das freut mich sehr für Hannah.

STANDARD: Es heißt, Sie bereiten sich sehr akribisch vor auf eine Rolle vor? Wie kann ich mir das vorstellen?

Waldstätten: Das stimmt. Eine neue Rolle fängt bei mir immer mit einem Moleskine-Heft an. Dort lasse ich die Welt der Figur entstehen. Was ist ihr Lieblingsessen, ihre Lieblingsmusik? Im Fall der Hannah Zeiler war mir zu Beginn wichtig, den Unfall ihrer Eltern mit ihren Augen zu sehen und zu beschreiben. Wenn man dann in Reihe geht, lese ich wieder die alten Hefte und schaue, was im nächsten Fall dazu kommt und was ich Neues von Hannah zeigen kann. Dann kommen natürlich auch am Set von mir Vorschläge, zum Beispiel: Wie wäre es wenn wir diesen Satz weglassen und ich das über einen Blick löse.

STANDARD: Derzeit sind Sie auch in "Wilde Maus" von Josef Hader zu sehen und spielen darin eine Redakteurin. Sie haben sofort zugesagt?

Waldstätten: Ja, meine Reaktion war: Bei dir ungelesen, sofort. Ich kenne Josef Hader ja von der Verfilmung von "Das ewige Leben" und war schon immer ein großer Fan. Es war spannend, Josef nun auch als Regisseur zu sehen. Er ist ein Zusammenarbeits-Regisseur. Einer der total daran glaubt, dass man es gemeinsam am besten macht. Es war für mich auch sehr interessant, eine Journalistin zu spielen und zum ersten Mal in einem großen Newsroom zu drehen.

STANDARD: Apropos Journalismus: Zeichnen Sie nach wie vor Gespräche mit Journalisten auf?

Waldstätten: Das mache ich schon länger nicht mehr. Die Idee dahinter war: Ich kenne das Innenleben meiner Figuren sehr gut, aber zu Beginn einer Pressearbeit oft nicht so sehr die Draufsicht. Da fand ich es hilfreich, noch einmal in ein Interview reinzuhören um zu merken: Hier könntest du noch präziser sein. Für mich war das wie mein eigenes Coaching.

STANDARD: Also nicht deswegen, weil Sie Journalisten misstrauen?

Waldstätten: Nein, gar nicht. Ich weiß von mir, dass ich oft in wahnsinnig langen Sätzen rede. Bei Aufzeichnungen merke ich dann, was ich klarer und schlanker hätte formulieren können.

STANDARD: In der Schalko-Serie "Altes Geld" spielen Sie die schräge Jana, die ein Verhältnis mit ihrem Bruder hat. Die Quoten der Serie waren nicht berauschend. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Waldstätten: Nein. Ich freue mich sehr, Teil dieser Mini-Serie zu sein und finde sie sehr gelungen. David Schalko schafft mit jedem seiner Projekte ein eigenes Universum. "Altes Geld" ist jetzt auch weltweit auf Netflix zu sehen. Durch Streamingportale und Video-on-Demand kann das ja noch einmal gepusht werden. Es wäre interessant zu erfahren, wo da die Zahlen liegen.

STANDARD: Wie wichtig sind Ihnen Zuschauerquoten?

Waldstätten: Bei jedem Projekt, das man ja mit Herzblut gemacht hat, hofft man natürlich, dass man damit auch viele Menschen erreicht und berührt.

STANDARD: Vor kurzem waren Sie in "Nachtschicht" im ZDF zu sehen. Was steht 2017 sonst noch an?

Waldstätten: Ja, in "Nachtschicht" durfte ich eine Krankenschwester mit Stand-Up-Comedy-Ambitionen spielen. Für mich ein neues, sehr lustiges Feld. "Die Firma dankt" – eine Globalisierungssatire von Paul Harather – wird dieses Jahr ausgestrahlt werden. Ebenso "Mata Hari und Mademoiselle Docteur" mit Natalia Wörner und mir in den Titelrollen. Ich spiele Elisabeth Schragmüller, die Mata Hari zur Spionin ausbildete. Und nach Ostern drehe ich zwei weitere Bodensee-Fälle.

STANDARD: Sie sind dieses Jahr also vor allem im TV zu sehen, ist Theater kein Thema mehr für Sie?

Waldstätten: Doch, das Theater fehlt mir. Der Livemoment geht mir ab. Ich habe mir vorgenommen, dass ich dieses Jahr wieder mehr Lesungen mache. Vielleicht auch eine Lesung selber kreiere.

STANDARD: Mit welchen Stoffen?

Waldstätten: Das weiß ich noch nicht. Da muss ich in die Berge fahren, wandern gehen und darüber meditieren. Aber der Wunsch ist da, einen Leseabend zusammenzustellen, den ich dann im Repertoire habe. (Astrid Ebenführer, 9.3.2017)