Österreichs Jugendliche greifen im Vergleich zu früher seltener zur Zigarette. Eine Anhebung des Alterslimits sollte für weitere positive Effekte sorgen, sagen Experten.

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Wien/Graz – 21 Prozent der Österreicher rauchen täglich, elf Prozent gelegentlich, zeigen die Daten aus dem Jahr 2015. 68 Prozent sind abstinent. Bei Jugendlichen hat der Zigarettenkonsum abgenommen: Während im Jahr 2003 noch 49 Prozent der österreichischen Jugendlichen in den vorangegangenen 30 Tagen zumindest eine Zigarette geraucht hatte, waren es 2015 "nur" 29 Prozent.

Je nach Umfrage greifen zehn bzw. 16 Prozent der 15-Jährigen täglich zum Glimmstängel. "Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich dieser Anteil aber bei den 15-jährigen Schülern halbiert", sagte Irene Schmutterer von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) im Jänner bei der Präsentation des Drogenberichts 2016. Damit liege Österreich in etwa im EU-28-Durchschnitt. Bei den über 15-Jährigen ist die Raucherquote mit 21 bzw. 24 Prozent (je nach Befragung) allerdings über dem EU-Durchschnitt.

30 Prozent weniger Raucher

Bezüglich einer Anhebung des Rauchverbots von 16 auf 18 Jahre sollte schon bald eine Vorentscheidung fallen: Am 30. und 31. März werden die Jugendlandesräte bei ihrem Treffen in Krems über dieses Thema beraten, wobei sie im Vorfeld ihre Zustimmung zu der Verschärfung signalisierten und sich für eine einheitliche Regelung für ganz Österreich aussprachen. Falls es zu einer Anhebung des Mindestalters für den Kauf von Zigaretten kommen sollte, dürfte das in etwa eine 30-prozentige Verringerung des Zigarettenkonsums in der betroffenen Altersgruppe bringen. Das geht zumindest aus einer Literaturrecherche österreichischer Experten hervor.

"Es hat sich gezeigt, dass die Anhebung des Mindestalters für den Verkauf von Tabakprodukten von 16 auf 18 Jahre den Raucher-Anteil unter den 16- und 17-Jährigen um rund 30 Prozent verringert. Ein Effekt zeigte sich aber auch bei den 15-Jährigen, die von einer solchen Maßnahme ja nicht direkt betroffen sind", hatte Florian Stigler vom Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der MedUni Graz bereits Ende Jänner erklärt.

Internationale Daten

Stigler und zwei Co-Autoren haben die internationale wissenschaftliche Literatur nach Hinweisen auf den Effekt einer Anhebung des Alterslimits für den Kauf von Zigaretten & Co. durchforstet. Sie stießen auf zahlreiche Belege für eine Wirkung.

So wurde im Oktober 2007 das Alterslimit in Großbritannien von 16 auf 18 Jahre erhöht. In einer wissenschaftlichen Studie wurde gezeigt, dass der Anteil der Raucher unter den 16- bis 17-Jährigen von 23,7 auf 16,6 Prozent zurückgegangen ist. Das bedeutete ein Minus von rund 30 Prozent. Doch auch bei Elf- bis 15-Jährigen zeigte sich eine Reduktion um etwa ein Drittel.

Freigabe erst ab 21 Jahren

In Schweden wurde 1997 ein Rauchverbot für unter 18-Jährige eingeführt. In Untersuchungen an 40.000 Schülern im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren wurde ein Effekt erst nach neun Jahren bei den 15- bis 16-Jährigen aus ländlichen Regionen gemessen. In der Stadt Malmö blieb eine Wirkung aus. Dort sei aber die Kontrolle lückenhaft gewesen, schreiben die Fachleute.

Ein besonders Beispiel war die US-Stadt Needham (Massachusetts). Dort wurde im Jahr 2005 das Alterslimit für den Verkauf von Tabakprodukten von 18 auf 21 Jahre erhöht. In einer wissenschaftlichen Untersuchung zeigte sich unter 16.000 Personen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren ein Abfall der Raucherquote von 13 auf sieben Prozent, was ein Minus um 46 Prozent bedeutete. In angrenzenden Regionen ohne diese Regelung reduzierte sich dieser Anteil nur von 15 auf zwölf Prozent.

"Ganz sicher kann man nicht sein, dass man in Österreich einen ähnlichen Effekt erzielt", sagte Stigler. Aber eigentlich müsste man das nach den internationalen Erfahrungen erwarten. (APA, 9.3.2017)