Die Wiener Makler wollen künftig besser kommunizieren, welche Leistungen sie für Mieter und Käufer erbringen.

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"Immobilienmakler kassieren nur fürs Türen aufsperren", heißt es oft. Das ärgert die Standesvertreter, "weil es nicht stimmt", sagt Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Immobilientreuhänder in der Wiener Wirtschaftskammer. "Wenn wir eine Tür aufsperren, haben wir schon davor zwei Drittel unserer Arbeit erledigt."

Um Mieter und Käufer besser über ihre Leistungen zu informieren, hat die Fachgruppe deshalb eine Informationsoffensive gestartet. In einer ersten Phase werden zehn Wiener Maklerunternehmen allen Miet- bzw. Kaufinteressenten eine "Checkliste" übermitteln, in der sämtliche Dinge, die man als Mieter oder Käufer von einem Makler verlangen kann bzw. sollte, aufgezählt sind. Das beginnt beim "Wiener Mieterpaket Plus", bei den vollständigen Unterlagen über das infrage kommende Mietobjekt inklusive sämtlicher Ausstattungsmerkmale, und endet beim Thermenwartungsprotokoll und bei der Honorarnote für die Maklerprovision.

Der Folder namens "Wiener Käuferpaket Plus" zählt etwa sämtliche "einforderbaren Unterlagen" beim Kauf eines Einfamilienhauses, einer Eigentumswohnung, eines Zinshauses oder eines Bauträgerobjekts auf.

Hoffnung auf "Sog"

Die Aktion soll eine Art "Sog" entstehen lassen, in dessen Verlauf dann Suchende von sich aus Makler auf ihre Verpflichtungen hinweisen, falls diese nicht erfüllt werden – so lautet jedenfalls Piseckys Plan. Nach den ersten zehn sollen es bald 40 bis 50 Maklerbüros sein, die mitmachen. Mitgetragen wird die Aktion nicht nur vom Wirtschaftsbund, der in der Fachgruppe das Sagen hat und dem Pisecky angehört, sondern auch von den anderen in der Fachgruppe vertretenen Fraktionen.

Christian Hrdliczka vom Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband (SWV), Piseckys Stellvertreter in der Fachgruppe, ist es schon länger ein Anliegen, die Qualität in der Branche zu heben, "damit der Berufsstand ein besseres Image bekommt". Grundsätzlich könne man nie ausschließen, dass Fehler passieren, so Hrdliczka. "Mehr Transparenz kann aber die Wahrscheinlichkeit verringern, dass etwas passiert."

Mit der Info-Aktion will man außerdem "ein für alle Mal mit dem Märchen aufräumen, dass Makler nur für die Vermieter bzw. Verkäufer arbeiten", so Pisecky. Hauptsächlich arbeite man aber für den künftigen Mieter.

Entwicklungen in Deutschland

Warum der Mieter demzufolge auch den Großteil der Provision zahlen soll, sei auch aus einer anderen Überlegung heraus klar: "Die Vermarktung ist immer Teil des Preises", das sei überall so – vom Auto bis zu Lebensmitteln. "Aber nur bei uns sind die Kosten der Vermarktung tatsächlich auch transparent."

Was das oft diskutierte Auftraggeber- bzw. Bestellerprinzip betrifft, müsse man deshalb erst einmal die Erfahrungen in Deutschland abwarten, wo es seit kurzem gilt, so Pisecky. "Dort werden viele Wohnungen nun nicht mehr über Makler vermittelt. Nur: Wer macht das dann?" In diesem Zusammenhang wies Pisecky auch darauf hin, dass auch in Österreich "nicht jeder, der eine Wohnung anbietet, auch ein Makler ist".

Viele sogenannte schwarze Schafe der Branche werden automatisch dem Berufsstand der Makler zugerechnet, sind aber oft gar keine. Bei etwa einem Drittel aller Beschwerden, die man in der Fachgruppe erhalte, stelle sich später heraus, dass das betroffene Unternehmen entweder gar keine Maklerkonzession habe oder einen Mitarbeiter mit Maklertätigkeiten beauftragt hat, der dafür nicht befugt ist. (Martin Putschögl, 9.3.2017)