Mit im Programm des Donaufestivals 2017: Die Einstürzenden Neubauten spielen am 1. Mai in Krems.

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Thomas Edlinger beleuchtet das Thema Empathie.

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Krems – Was bei der Grippe oder Sexualkontakten nicht erwünscht ist, erhebt das Donaufestival heuer zum Leitmotiv. "Du steckst mich an" lautet es und meint damit den Begriff der Empathie.

"Wir wollen ein zeitdiagnostisches Thema pro Jahr tiefer behandeln. Etwas, das sich nicht in einer reinen Behauptung erschöpft, sondern versucht, etwas zu beleuchten, von dem ich glaube, dass es uns beschäftigt", sagt Thomas Edlinger. Edlinger, 50, ist der neue künstlerische Leiter des heurigen Donaufestivals in Krems, das vom 28. April bis 6. Mai dauert.

Traditionell hat das Festival zwei Standbeine: Musik und Performance. Das wurde in der Vergangenheit schon ausgeweitet, heuer gibt es zudem neue Spielorte und Formate. Die Dominikanerkirche wird mit großen Performances bespielt, das Parkdeck für eine Musikperformance genutzt und die Wirtshausbühne des Salzstadls den traditionellen Spielorten wie dem Klangraum Minoritenkirche und dem großen Saal mit der Festivalzentrale hinzugefügt.

Neue Schiene Stockholm-Syndrom

Wo bisher der Büfettbereich mit Schnitzelsemmel und Bier Basisverpflegung geboten hat, wird die Festivalzentrale neu gestaltet. "Da gibt es eine Bar, DJs und kleinere Musikveranstaltungen. Detto wird der Gang dorthin visuell beruhigt und mit Kunstwerken bespielt."

Zu den neuen Formaten gehört die Schiene Stockholm-Syndrom. "Da muss man zu einem bestimmten Zeitpunkt wo sein und wird eine Stunde später wieder ausgespuckt. Man weiß nicht, was passiert. Googlen zwecklos."

Neu sind auch Theorie- und Talkformate, die teils im Kino veranstaltet werden und sich dem Motto des Festivals nähern oder Musik und signifikante Videos diskutieren. Dazu bietet das Donaufestival erstmals einen sogenannten Reader mit zehn Aufsätzen, die das Leitthema der Empathie drehen und wenden. "Dieser Reader ist kein Katalog. Er bildet nicht das Programm ab, ist aber etwas, das am Ende übrig bleiben kann, ohne das Festival zu illustrieren. Dazu gibt es einen USB-Stick mit so viel Festivalmusik, wie wir kriegen konnten."

Kein Zwang

Das heurige Leitmotiv wird das Programm zwar immer wieder berühren, Zwang herrsche dabei aber keiner. "Man soll sich das Thema als lockeren roten Faden vorstellen, dem nicht jede Arbeit untergeordnet ist. Das würde das Thema überstrapazieren oder manche Arbeiten in der Luft hängen lassen. Aber es gibt speziell im Performancebereich einige Arbeiten, die deutlich mit der Idee der Einfühlung ins Nichtidentische spielen."

In der Musik will Edlinger Acts präsentieren, die für eine gewisse Kanonisierung stehen, dazu Neues und Etabliertes miteinander in Reibung bringen. "Ich bin davon abgegangen, einen Club an einem Ort zu simulieren, dem es an der Urbanität fehlt, die einen Club ausmacht. Deshalb dauern die Darbietungen nun nicht mehr bis fünf Uhr früh, sondern enden zwei, drei Stunden früher." (Karl Fluch, 9.3.2017)