Graz – "Mit Baumaschinen über die Überreste der Stätten von schweren nationalsozialistischen Verbrechen hinwegzupflügen, bevor eine sorgsame Beweisaufnahme durch Fachleute stattgefunden hat, widerspricht den internationalen Gepflogenheiten und auch der moralischen Verpflichtung der Stadt." In einer gemeinsamen Erklärung kritisierten am Donnerstag Zeithistoriker der Uni Graz den Umgang der Murkraftwerk-Errichter mit dem Areal des NS-Lagers Liebenau, wo noch Massengräber vermutet werden.

Es geht um die Würde der Opfer

Karin Schmidlechner, Helmut Konrad, Georg Hoffmann, Gerald Lamprecht, Eduard Staudinger, Stefan Benedik und andere fordern eine Unterbrechung der Arbeiten, "um die Würde der dort eventuell zu findenden Opfer der NS-Terrorherrschaft zu wahren".

Urs Harnik-Lauris, Sprecher der Energie Steiermark, verwies im Gespräch mit dem STANDARD auf die bereits im Februar gegründete Taskforce mit Historikerin Barbara Stelzl-Marx und Experten des Bundesdenkmalamtes. "Die Sensibilität des Themas ist uns bewusst", so Harnik-Lauris. In einer schriftlichen Stellungnahme des Unternehmens heißt es wenig später: "Sollte während der laufenden Arbeiten ein Fund gemacht werden, muss an dieser Stelle punktuell natürlich sofort gestoppt werden, um eine entsprechende Dokumentation und Vermessung zu ermöglichen. Das ist in den vergangenen Tagen umfassend geschehen und ist selbstverständlich." Man werde sich zudem gemeinsam mit der Stadt finanziell an der Errichtung eines Mahnmals oder einer Gedenkstätte beteiligen. (cms, 9.3.2017)