Wien – Der Streit zwischen Österreichischer Post AG und ihrem Finanzdienstleister Bawag-PSK scheint einer Lösung nahe. Im Schiedsverfahren, in dem die seit bald 20 Jahren verbündeten Institute um Provisionen für die teils in gemeinsamen Filialen, teils über Postpartner vertriebenen Finanzprodukte feilschen, erwarten Insider in vier bis fünf Wochen eine Einigung. Die vor einem Jahr von beiden Seiten benannten Juristen hätten einen Vergleich verhandelt, mit dem beide Seiten bis zum ehestmöglichen Kündigungstermin 2020 leben können sollten.

Die Summen, um die gestritten wird, haben sich zuletzt empfindlich dezimiert. In der am Donnerstag vorgelegten Bilanz 2016 weist die gelbe Post 118,4 Millionen Euro an Umsatz aus Filialdienstleistungen aus – um 5,4 Millionen weniger als 2015. Davon die Hälfte kommt laut STANDARD-Infos allerdings von Handy- und Telekomprodukten, die die Post für A1 vertreibt. Bleiben also rund 60 Mio. Euro Umsatz von der Bawag. Vor zehn Jahren waren es noch zwischen 90 und 100 Millionen.

Die Gründe für den Rückgang liegen augenscheinlich auf beiden Seiten: Die Bawag straffte ihr Produktportfolio und trimmte es auf Internetvertrieb, und die Postler setzten weniger Finanzprodukte ab. Die Post wiederum holzte ihr Filialnetz aus, von 2000 selbst betriebenen Outlets blieben 500, die sie gemeinsam mit der Bawag betreibt – zuzüglich 1800 Schaltern bei Postpartnern.

"Gesünder denn je"

Einen Richter braucht die Post auch bei ihrem Türkei-Ableger Aras. Post-Chef Georg Pölzl wollte sich zum Clinch mit der türkischen Hälfteeigentümerfamilie nicht äußern. Ein Indiz, dass es nur mehr darum geht, die Investitionen herauszubekommen: Aras wurde um 16 Mio. Euro wertberichtigt und steht nur mehr als Finanzbeteiligung mit 43 Mio. Euro in den Büchern. Die ursprünglich angestrebte Übernahme ist de facto kein Thema mehr.

Trotz dieses Dämpfers sieht Pölzl die Post "gesünder denn je". Der Umsatz war zwar rückläufig, aber dafür ist der Verlustbringer Transoflex endlich weg. Die Nettoverschuldung von 200 Mio. Euro ist abbezahlt, ein neues Verteilzentrum in Langenzersdorf und die Postzentrale am Rochusmarkt werden gebaut. Die Postgewerkschaft schäumt, weil die Dividende von 1,95 auf 2,0 Euro erhöht wird (kostet 135 Mio. Euro, um 3,5 Mio. mehr) und droht mit Kampfmaßnahmen. Die Erhöhung falle bei einer Milliarde Personalkosten nicht ins Gewicht, erklärt Pölzl. (ung, 9.3.2017)