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Donald Trump wird auf den Podien, aber auch im Messe-Small-Talk eines der großen Themen sein.

Foto: AP Photo/Evan Vucci

Man darf davon ausgehen, dass sich US-Präsident und Immobilienmilliardär Donald Trump auf der Mipim ziemlich wohl fühlen würde. Denn im Kongresszentrum Palais des Festivals in Cannes wird sich auf der viertägigen Gewerbeimmobilienmesse Mipim auch heuer wieder alles, was in der Immobilienwelt Rang und Namen hat, die Klinke in die Hand geben.

Hinter verschlossenen Türen werden dort hochkarätige Deals abgeschlossen, an den Messeständen und auf Yachten Kontakte geknüpft, und auf dem Podium wird darüber diskutiert werden, wo es sich am lukrativsten investieren lässt.Denn noch nie hätten Investoren so viel Geld zur Verfügung gehabt wie jetzt, sagt Franz Pöltl, Investmentexperte bei EHL Immobilien.

Der von Investoren geschätzten Stabilität machen aber aktuelle weltpolitische Entwicklungen – Trump, Brexit, die Präsidentschaftswahl in Frankreich im April – einen Strich durch die Rechnung.

Kein schwindendes Interesse

Was das für die Immobilienmärkte bedeutet? "Drastische politische Veränderungen führen zuerst zu abrupten, nur kurz anhaltenden Reaktionen des Marktes", erklärt Christoph Lukaschek, Investmentchef bei Otto Immobilien. Mittelfristig würden Investoren dann die wirtschaftspolitischen Auswirkungen abwarten.

Wenige Wochen nach dem ausgesprochen polternden Einzug Donald Trumps ins Weiße Haus kann Pöltl noch keine Folgen auf den europäischen Immobilienmärkten erkennen. Die im Wahlkampf angekündigte protektionistische Wirtschaftspolitik der USA könnte mittelfristig zu einem Rückgang US-amerikanischer Investitionen in europäische Immobilien führen, meint aber Lukaschek.

Von einem schwindenden Interesse vonseiten Nordamerikas weiß man zumindest bei den Messeveranstaltern derzeit noch nichts zu berichten: Dort rechnet man damit, dass die Besucherzahlen aus Nordamerika heuer ähnlich wie in den letzten Jahren ausfallen – wenn nicht sogar höher.

Diesseits des Atlantiks hoffen mittlerweile manche, an der neuen politischen Situation in den USA mitverdienen zu können: Der deutsche Baukonzern Hochtief hofft auf Milliardenaufträge durch den Bau der umstrittenen Mauer an der Grenze zu Mexiko, wie vor wenigen Tagen bekannt wurde.

Folgen schwer abschätzbar

In London sei die Dynamik seit dem Brexit zurückgegangen, sagt Pöltl über das zweite große Thema auf der Immobilienmesse – aber nicht so dramatisch wie von manchen angenommen. "Der Brexit hat kurzfristig zur Verlagerung der Investorennachfrage hin zu den europäischen Märkten geführt", sagt auch Lukaschek. Er geht davon aus, dass stabile europäische Immobilienmärkte langfristig von der Entwicklung profitieren werden – besonders die Büromärkte in Frankfurt, Paris, Amsterdam, Dublin und auch Wien.

Was dem Experten mehr Sorgen bereitet: "Ein möglicher Wahlsieg der Front National unter Marine Le Pen und das angekündigte EU-Austritts-Referendum in Frankreich haben das Potenzial, die EU in ihren Grundfesten zu erschüttern." Dem pflichtet auch Pöltl bei: "Das könnte heftige Wellen nach sich ziehen. Wenn Le Pen wirklich Präsidentin wird und aus dem Euro rauswill, dann möchte ich mir gar nicht vorstellen, was das für die Märkte bedeutet."

Nach einer Schocksekunde werde zwar Deutschland – und wohl auch Österreich – für Investoren damit noch attraktiver. Überhaupt würden die deutschsprachigen Länder angesichts weltpolitischer Krisenstimmung bei Investoren punkten, meint Pöltl: "In Österreich brennen keine Flüchtlingsheime, hier gibt es keine Jugendkrawalle." An einen institutionellen Investor erinnert er sich aber, der im Vorfeld der Bundespräsidentenwahl im Dezember sein Interesse in Österreich ruhend gestellt hat – und erst dann gekauft hat. (Franziska Zoidl, 10.3.2017)