Innsbruck – Die Lawinensituation in Tirol ist auch am Freitag angespannt geblieben. Die Experten des Landes stuften die Gefahr oberhalb von rund 2.000 Metern als "groß", also mit Stufe "4" der fünfteiligen Skala, ein. Frische und ältere Triebschneeansammlungen seien weiterhin störanfällig und können schon bei geringer Zusatzbelastung als Lawinen ausgelöst werden, teilte der Lawinenwarndienst mit.

In Regionen mit einem Altschneeproblem können Lawinen bis in tiefe Schichten durchreißen und dadurch größere Ausmaße annehmen. Deshalb seien auch exponierte Verkehrswege gefährdet, hieß es. Gefahrenstellen würden in Steilhängen und Kammlagen aller Richtungen liegen, wobei Anzahl und Verbreitung der Gefahrenstellen mit der Seehöhe zunehmen.

Selbstauslösungen möglich

Auch am Freitag sei mit Selbstauslösungen von Lockerschnee- und Schneebrettlawinen zu rechnen. Dieses Problem verschärfe sich zudem kurzfristig mit Beginn der Sonneneinstrahlung. Vor allem in stark besonnten Hängen sei dann vermehrt mit Selbstauslösungen zu rechnen. Skitouren und Variantenfahrten würden viel Erfahrung erfordern, die Tourenmöglichkeiten seien eingeschränkt, warnten die Experten.

Die Lawineneinsatzzüge des Bundesheeres in Landeck und St. Johann in Tirol wurden ebenso in Bereitschaft versetzt wie der Heereshubschrauber, teilte das Land in einer Aussendung mit. Auch die Lawinenkommissionen wurden mittels Warn-SMS über die prekäre Lage informiert und werden die Situation sehr genau im Auge behalten. Die Sperre von exponierten Straßen sowie Wanderwegen sei durchaus möglich.

"Trotz Schönwetters am Samstag sollte man sich keinesfalls verleiten lassen, Risiken einzugehen. Selbstauslösungen von Lockerschnee- und Schneebrettlawinen und auch Nassschneelawinen sind jederzeit möglich", meinte Rudi Mair vom Lawinenwarndienst. Skifahrer sollten auf der Piste bleiben. Auch bei sonstigen Aktivitäten im Gelände sei äußerste Vorsicht geboten. Am Sonntag gebe es zwar eine Wetterverschlechterung, die Lawinensituation bleibe jedoch angespannt.

Auch in Vorarlberg gilt Stufe 4

In Vorarlberg herrschte am Freitag oberhalb von 1.800 Metern verbreitet große Lawinengefahr. Das entspricht der Stufe "4" der fünfteiligen Gefahrenskala. Schneebretter könnten bereits durch einzelne Wintersportler ausgelöst werden, teilte der Lawinenexperte des Landes, Andreas Pecl, mit. Unerfahrenen riet er, die gesicherten Pisten nicht zu verlassen.

"Aktivitäten in freiem Gelände erfordern großes lawinenkundliches Beurteilungsvermögen", ergänzte Pecl. Gefahrenstellen für trockene Lawinen ortete der Experte vor allem in Steilhängen aller Expositionen sowie in eingewehten Rinnen und Mulden. Im Laufe des Tages und weiterer Erwärmung werde die Störanfälligkeit der Schneedecke besonders auf Sonnenhängen noch ansteigen.

Keine Entwarnung für Samstag

In sehr steilen Geländeabschnitten steigt laut Lawinenwarndienst die Wahrscheinlichkeit für Lockerschneelawinen, Schneebretter könnten vor allem in eingewehten Hangzonen leicht ausgelöst werden. In sehr steilen Schattenhängen sei die Basisschicht im Altschnee teilweise ungünstig. Die Zusatzlast des Neuschnees schwäche diese zusätzlich. Brechen Schneebretter in die Altschneedecke durch, könnten sie auch größere Ausmaße annehmen und exponierte Bereiche gefährden, warnte der Lawinenexperte.

Auch für Samstag gab Pecl keine Entwarnung: "Die Lawinensituation bleibt vor allem für Wintersportler kritisch."

Erhebliche Gefahr in Niederösterreich

In Niederösterreich herrschte am Freitag in den Ybbstaler Alpen und im Rax-Schneeberggebiet oberhalb der Waldgrenze erhebliche Lawinengefahr (Stufe "3" auf der fünfteiligen Skala). In den übrigen Bergregionen wurde das Risiko als "mäßig" eingeschätzt (Stufe "2"). Die Hauptgefahr ging laut Lawinenwarndienst von frischen Triebschneeansammlungen aus, die sich durch den stürmischen Wind bildeten.

Besonders kritisch seien die Einfahrten zu steilen Rinnen. Vereinzelt könnten auch Bereiche unter der Waldgrenze betroffen sein, hieß es in dem Bericht. An Gefahrenstellen könnten Schneebrettlawinen schon durch geringe Zusatzbelastung ausgelöst werden oder vereinzelt auch spontan abgehen, wurde gewarnt. (APA, 10.3.2017)