Für einige Jahre war Hangouts jener Messenger, mit dem Google WhatsApp und Co. Konkurrenz machen wollte. Im vergangenen Herbst wurde dann allerdings Allo vorgestellt, mit dem das Unternehmen fortan den Consumer-Markt bedienen will. Dies warf natürlich umgehend die Frage auf, was künftig aus Hangouts werden sollte, und Google hatte auch darauf eine Antwort parat: Ein Business-Produkt. Nun vollzieht Google diesen Wechsel – und nimmt dabei wesentlich umfangreichere Umbauten vor als zunächst erwartet.
Slack-Konkurrenz
Im Rahmen der derzeit in San Francisco stattfindenden Google Cloud Next-Konferenz hat das Unternehmen eine komplette Überarbeitung für Hangouts angekündigt. Mit neuen Funktionen soll die Software zu einer Konkurrenz für bestehende Business-Messenger wie Slack werden. Zu diesem Zweck wird Hangouts in zwei Apps aufgeteilt, den eigentlichen Messenger, der künftig Hangouts Chat heißt sowie den Video-Chat-Client Hangouts Meet.
Chat
Die Chat-Komponenten wird dafür nicht nur grafisch sondern auch in funktioneller Hinsicht neugestaltet. Die Organisierung funktioniert künftig nach Teams, die mehrere Chats parallel betreiben können – strikt nach Themen sortiert. Noch wichtiger ist aber die Integration von Google Drive und Docs, um Dokumente und andere Dateien direkt in eine Diskussion einzubetten. Auch wurde eine neue Suchfunktion eingebaut, bei der über Filter – etwa nach Personen – schnell einzelne Diskussionen aufgespürt werden können.
Zudem bekommt Hangouts Chat auch Unterstützung für Bots. Google selbst liefert mit @meet einen fix integrierten Bot, der mithilfe von Maschinenlernen unter anderem Meetings verabreden können soll, und dafür auch gleich den richtigen Zeitpunkt und Ort wählt. Andere Bots sollen von Firmen wie Asana oder Zendesk kommen, darüber hinaus will man einfachen Scripting-Support via Google Apps Scripts anbieten.
Meet
Der zweite Teil nennt sich Hangouts Meet, und ist der direkte Nachfolger für die alten Video-Hangouts. Für Meet wurde die Softwarebasis komplett neu entwickelt, was nicht zuletzt signifikante Performance-Verbesserungen verspricht. Auf der technischen Seite nutzt man – wie übrigens der Consumer-Video-Chat-Client Duo auch – WebRTC. Dies bedeutet nicht zuletzt, dass Meet keinerlei Browser-Plugins mehr benötigt, das alte Hangouts brauchte noch ein Plugin für Firefox-Nutzer.
Auch das Videokonferenz-Tool ist ganz auf Business-User ausgerichtet. So wird nun etwa bei jeder Session automatisch eine Telefonnummer angeboten, über die sich Teilnehmer einwählen können, denen gerade kein Computer zur Verfügung steht. An einem Gespräch können bis zu 30 Personen partizipieren, mit Jamboard bietet Google zudem ein digitales Whiteboard an, auf das sämtliche Teilnehmer gemeinschaftlich zugreifen und auf diesem Weg Ideen austauschen können.
Verfügbarkeit
Hangouts Meet ist umgehend verfügbar, kann aber nur von Enterprise-Nutzern, also zahlenden Kunden von Googles G Suite, genutzt werden. Hangouts Chat gibt es hingegen vorerst nur im Rahmen eines Early-Access-Programms, für das sich ebenfalls nur G Suite-User anmelden können. Wann die neue Messenger-Generation allen zur Verfügung stehen wird, verrät Google derzeit noch nicht. (Andreas Proschofsky, 10.3.2017)