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Maria Scharapowa sorgt bereits Wochen vor ihrer Rückkehr für mächtig Wirbel im Tenniszirkus.

Foto: REUTERS/Toby Melville/File Photo

Selten löst ein Comeback eines Spitzensportlers eine derartige Aufregung aus wie nun die Rückkehr von Maria Scharapowa in den Tenniszirkus. Die russische Weltklassespielerin wird nach Ablauf ihrer 15-monatigen Dopingsperre beim WTA-Turnier Ende April in Stuttgart ihr Comeback geben und sorgt damit für eine Polarisierung in der Filzkugelszene. Die Frage, die sich um die fünffache Grand-Slam-Siegerin dreht, ist: Soll Scharapowa nach Ablauf ihrer Dopingsperre scheinbar beliebig Wildcards für Turniere erhalten dürfen?

Kritische Stimmen

Als einer von mehreren Kritikern dieses Vorgehens äußerte sich Andy Murray. Die schottische Nummer eins der Tenniswelt befand, dass sich Dopingsünder den Weg zurück erarbeiten müssten. Auch der französische Verband tendierte – zumindest vorerst – in diese Richtung, als er sich abgeneigt zeigte, Scharapowa für die French Open (28. Mai bis 11. Juni) eine Wildcard auszustellen. Bernard Giudicelli, der Präsident des französischen Verbandes, gab zu bedenken: "Integrität ist einer unserer wichtigsten Punkte. Wir können nicht eineinhalb Millionen Euro in den Kampf gegen Doping stecken und eine Spielerin einladen, die für das Konsumieren eines verbotenen Mittels bestraft wurde."

Dennoch darf Scharapowa auf eine Teilnahme am wichtigsten Sandplatzturnier der Welt hoffen. "Wir werden uns mit Frau Scharapowa treffen, ihre Argumente anhören, anschließend mit Turnierdirektor Guy Forget sprechen und dann eine Entscheidung fällen", sagte Giudicelli später.

Sollte die French-Open-Siegerin von 2012 und 2014 keine Wildcard erhalten, müsste sie in der Qualifikation antreten, um in Paris dabei sein zu können. Um es in die Qualifikation zu schaffen, müsste sie jedoch zuerst Weltranglistenpunkte sammeln.

Wildcards für Stuttgart, Madrid und Rom

Für Stuttgart und die Turniere in Madrid (ab 8. Mai) und Rom (ab 15. Mai) hat Scharapowa Wildcards erhalten. Nach Ablauf ihrer 15-monatigen Sperre wird sie somit bei drei erstklassig besetzten Sandplatzturnieren antreten, obwohl sie in der Weltrangliste nicht mehr geführt wird.

Cornet, Kerber und Schiavone nicht begeistert

Die WTA begrüßt das Comeback der Russin, bewies das mit dem Tweet: "Tennis braucht Maria! Maria Scharapowas Konkurrentinnen freuen sich auf ihre Rückkehr." Doch dass das Comeback von Scharapowa und vor allem der Erhalt der Wildcard nicht auf völlige Zustimmung der Konkurrentinnen stoßen, zeigte etwa die Reaktion von Alize Cornet. Die Französin schrieb an die WTA adressiert: "Wie bitte ...??" Beide Tweets wurden mittlerweile gelöscht. Von Vorfreude auf ein Wiedersehen ist auch bei Garbine Muguruza nichts zu merken. "Ich persönlich kann mich nicht einmal an Scharapowa erinnern", ätzte die spanische French-Open-Siegerin.

Francesca Schiavone weiß die Situation als Betroffene einzuschätzen: "Einige Leute bekommen Wildcards. Aber ich habe wohl nicht so ein Gewicht. Ich zähle nichts", sagte die Italienerin, die 2010 in Roland Garros gewonnen hat und nicht mehr daran glaubt, dass sie in ihrem letzten Jahr als Profi eine Hauptfeldgarantie für die French Open bekommt.

Angelique Kerber, die ehemalige Nummer eins der Welt, kann nicht wirklich nachvollziehen, dass Scharapowa schon in Stuttgart starten darf. Ein Schlupfloch im Reglement ermöglicht den Einstieg ins Turnier am Mittwoch, auch wenn dieses längst läuft. "Es ist ein bisschen merkwürdig, auch für die anderen Spielerinnen, dass jemand erst am Mittwoch ankommt und schon am Mittwoch spielt", befand die Deutsche.

WTA-Boss Steve Simon betonte, dass Scharapowa im April regelkonform ihre Sperre abgesessen habe. "Ihre Wildcards fußen darauf, was Maria in ihrer Karriere erreicht hat. Die Turniere entscheiden eigenständig, wer eine Wildcard bekommt", so Simon.

Positive Signale von Halep

Unterstützung bekam Scharapowa derweil von Simona Halep. "Meiner Meinung nach kann sie Wildcards bekommen, weil sie die Nummer eins der Welt war, sie ist ein Grand-Slam-Champion. Aber ich denke, selbst wenn sie keine Wildcards bekommt, kann sie leicht zurückkommen", sagte die Rumänin.

Scharapowa war am 26. Jänner 2016 während der Australian Open in Melbourne positiv auf die seit Jahresbeginn verbotene Substanz Meldonium getestet worden. Das hatte sie auf einer Pressekonferenz am 7. März kundgetan. Drei Monate später war sie vom Weltverband ITF rückwirkend für zwei Jahre gesperrt worden, woraufhin sie fristgerecht Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof einlegte. Sie hatte argumentiert, nicht vom Verbot gewusst zu haben. Der Gerichtshof senkte die Sperre auf 15 Monate. (honz, APA, sid, 10.3.2017)