Insgesamt haben im Vorjahr 1,36 Millionen Passagiere eine Kreuzfahrt auf einem europäischen Fluss unternommen.

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Berlin/Wien – Der Kreuzfahrtboom scheint ungebrochen. Ob im Mittelmeer, in der Ostsee oder in der Karibik – die Zahlen gehen seit Jahren steil nach oben, wie in der Flusskreuzfahrt auch. Von letzterem Trend kann Österreich unmittelbar profitieren, weil mit der Donau einer der von Kabinenschiffen präferierten Flüsse über 350 Kilometer durch das Land führt. Einer erstmals durchgeführten Studie zufolge bringt die Kabinenschifffahrt allein zwischen Regensburg, dem Ausgangspunkt der meisten Donaureisen, und Wien eine jährliche Wertschöpfung von zumindest 110,7 Millionen Euro.

Insgesamt haben im Vorjahr 1,36 Millionen Passagiere eine Kreuzfahrt auf einem europäischen Fluss unternommen. Das gegenüber früheren Jahre kleinere Plus wird in der Branche auf die Terroranschläge in Paris (November 2015) und Brüssel (März 2016) zurückgeführt. Angesichts der schwierigen Ausgangslage sei das Ergebnis unterm Strich erstaunlich gut gewesen.

Deutschland größter Kreuzfahrtmarkt in Europa

Allein aus Deutschland heraus wurden im Vorjahr 435.586 Fluss-Kreuzfahrten gebucht, um fast 12.000 mehr als 2015. Der Ticketerlös, also die Summe der Erlöse aller verkauften Flussreisen an Reisende aus dem deutschen Quellmarkt, stieg um 3,1 Prozent auf 448,7 Millionen Euro. Das geht aus einer Studie hervor, die von der Vereinigung der in Europa tätigen Fluss-Kreuzfahrtreedereien gemeinsam mit dem Deutschen Reiseverband anlässlich der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin präsentiert wurde. Deutschland ist der mit Abstand größte Kreuzfahrtmarkt in Europa.

Allein auf der Donau wurden im Vorjahr 380.000 Kreuzfahrttouristen gezählt, die bei ihrer Fahrt von Regensburg bis Wien inklusive dieser Landgänge für eine Wertschöpfung von 110,7 Millionen Euro gesorgt haben. Davon entfallen 21,7 Millionen auf Niederösterreich, 11,9 Millionen auf Oberösterreich und 49,2 Millionen auf Wien. Bayern ist laut Stefan Mang von der Universität Passau, der die Berechnungen mit einem Team von Mitarbeitern im Auftrag der ARGE Donau angestellt hat, mit 27,9 Millionen Euro dabei.

Ausflugspakete als Wertschöpfungsbringer

Am stärksten zur Gesamtwertschöpfung tragen der Studie zufolge mit 46 Prozent die von Passagieren gebuchten Ausflugspakete bei. An zweiter Stelle kommen Ausgaben für Loading (19 Prozent), an dritter Stelle Zusatzausgaben der Touristen an Land (17 Prozent), wobei der kauf von Souvenirs einen Großteil davon ausmacht.

Viele der befragten Gäste können sich vorstellen, ein zweites oder drittes Mal in die Region zu kommen. Laut Gästebefragung liegt der Altersschnitt bei 67 Jahren. 57 Prozent gaben an, über ein durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 3500 Euro zu verfügen. Neben Gästen aus dem deutschsprachigen Raum sind auch US-amerikanische und kanadische Touristen vergleichsweise stark auf den Donauschiffen vertreten.

Wachstumspotenzial orten die verantwortlichen Politiker und Wirtschaftstreibenden nun vermehrt in Asien. Durch Fokussierung auf neue, jüngere Zielgruppen (und Familien) sowie Maßnahmen zur Saisonverlängerung soll das Wachstum weiter angekurbelt werden. (Günther Strobl, 10.3.2017)